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G-8-Treffen: Agrarminister wollen Hunger stärker bekämpfen

Gegen den Hunger, für den Freihandel: Die Agrarminister der G-8-Länder haben einen höheren Stellenwert des Themas Welternährung auf der politischen Agenda gefordert und setzen im Kampf gegen den Hunger auf dezentrale Lösungen. Zugleich wandten sie sich gegen Protektionismus.

Die Beratungen der Agrarminister aus den acht wichtigsten Industriestaaten inklusive Russlands sind mit einem Appell im Zeichen der Hungerbekämpfung zu Ende gegangen. Die G-8-Länder seien noch weit entfernt davon, das UN-Ziel zu erreichen, die Zahl der hungernden Menschen bis 2015 zu halbieren, hieß es in der Abschlusserklärung des Treffens, das als Vorbereitung für den G8-Gipfel vom 8. bis 10. Juli in Italien galt. Weltweit liege die Zahl der Hungernden nach Schätzungen der UN- Ernährungsorganisation FAO bei fast einer Milliarde.

"Das Thema Welternährung muss künftig den gleichen hohen Stellenwert auf der Agenda der G-8-Staats-und Regierungschefs haben wie der Klimaschutz, die weltweite Finanzkrise, der Umweltschutz und die Energieversorgung. Darüber sind wir uns einig", sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU). Es gebe nicht die eine große Antwort auf alle Fragen, sondern man müsse vielmehr "maßgeschneiderte Lösungen finden, wie etwa die stärkere Förderung der kleinbäuerlichen Betriebe in den Entwicklungsländern vor Ort sowie die Unterstützung individueller Projekte".

Erweiterung des Agrarforums um G-5+3-Staaten begrüßt

Die Minister verpflichteten sich außerdem, die "Globalisierung und Öffnung der Märkte zu unterstützen sowie jeden Protektionismus abzulehnen". Betont wurde dabei allerdings die "Wichtigkeit internationaler Regeln für den Agrarmarkt". Sie sprachen sich in diesem Zusammenhang für einen baldigen Abschluss der WTO-Verhandlungen über eine Liberalisierung des Welthandels ("Doha-Runde") aus.

Weitere Zielsetzungen des Abschlusspapiers waren eine "Förderung öffentlicher und privater Investitionen in eine verträgliche Landwirtschaft", Investitionen in die Forschung auf dem Gebiet der Agrar-Ernährungswissenschaft sowie eine bessere Verwaltung der Welternährungsreserven. Außerdem wurde die Fortsetzung des neuen Forums der G-8-Agrarminister beschlossen. Dessen Erweiterung um die G-5+3-Staaten (Brasilien, Mexiko, Indien, Südafrika, China sowie Ägypten, Argentinien und Australien) und auch die Teilnahme der Internationalen Organisationen wurden als Fortsetzung des Heiligendamm-Prozesses aus dem Jahr 2007 begrüßt. Demnach sollen auch die großen Schwellenländer in die Beratungen einbezogen werden, um die globalen Probleme besser in den Griff zu bekommen.

Kritik von Seiten der Hilfsorganisationen

Enttäuscht über das Ergebnis des G8-Agrartreffens äußerten sich hingegen Hilfsorganisationen. Es sei zwar positiv, dass die G8 inmitten der Finanzkrise auf die fortdauernde und verschärfte Hungerkrise hinwiesen, jedoch hätten die G8 abermals die Gelegenheit verpasst, vor der eigenen Tür zu kehren und ihre Landwirtschafts-, Handels- und Entwicklungspolitik infrage zu stellen. "Die von den G8 geforderte Verdopplung der landwirtschaftlichen Produktion bis 2050 allein wird den Hunger nicht beseitigen, wenn die strukturellen Ursachen ausgeblendet werden", betonte Michael Windfuhr von „Brot für die Welt“. Auch würde die zusätzliche Produktion im Zweifelsfall auf Kosten von Umwelt und Klima gehen. (rf/dpa)

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