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Politik: G7 und IWF: Der große Protest in Prag blieb aus

Bereits an diesem Wochenende sollte Prag von der ersten großen Protestwelle gegen den IWF-Gipfel überrollt werden. Stattdessen genossen die wenigen Touristen, die trotz der Warnungen der tschechischen Behörden eine Reise in die Goldene Stadt gewagt hatten, Sehenswürdigkeiten ohne Andrang und Shopping in leeren Geschäften.

Bereits an diesem Wochenende sollte Prag von der ersten großen Protestwelle gegen den IWF-Gipfel überrollt werden. Stattdessen genossen die wenigen Touristen, die trotz der Warnungen der tschechischen Behörden eine Reise in die Goldene Stadt gewagt hatten, Sehenswürdigkeiten ohne Andrang und Shopping in leeren Geschäften. Auch mussten sie keine Bedenken haben, dass ihnen ihre Wertsachen abhanden kommen könnten. Denn überall, wohin man in Prager Straßen schaut, erscheinen zumindest zwei Polizisten im Blickfeld.

Der Gegner allerdings lässt auf sich warten. Lediglich einige Hundert Anarchisten und Rechtsradikale zogen am Samstag durch die Prager Innenstadt. Die befürchteten Ausschreitungen begrenzten sich darauf, dass Linksradikale den Pressefotografen ihren nackten Allerwertesten zeigten und ein paar Skinheads verprügelten. Auch der von der "Initiative gegen die ökonomische Globalisierung" groß angekündigte Gegengipfel fiel aus Mangel an Organisation und Interesse ins Wasser. Eine weitaus bessere Disziplin legte dagegen die kommunistische Jugend an den Tag. An ihrer Demo nahmen am Samstag etwa 1500 Menschen teil, angeführt von Funktionären der tschechischen Kommunistischen Partei.

Das bisherige Ausbleiben der internationalen Kampftruppe gegen die Globalisierung erklärt der tschechische Innenminister Stanislav Gross mit der sorgfältigen Vorbereitung der Polizei. Angeblich habe es sich im Internet bereits herumgesprochen, dass Prag dicht sei und es keinen Sinn habe, herzukommen. Die tschechische Aktivistin Katerina Liskova sprach allerdings von "eisernem Vorhang" an der tschechischen Grenze. In der Tat ließen tschechische Zöllner viele ausländische Aktivisten mit der Begründung nicht einreisen, sie seien unerwünscht. Offensichtlich bekam die tschechische Polizei von ihren Kollegen aus Deutschland und USA schwarze Listen mit Namen von Personen, die als gewalttätig auffielen. Vier von ihnen wurden am Sonntag in einem Sonderzug aus Rom an der Grenze identifiziert. Fünfhundert ihrer Mitstreiter aus der Initiative "Ya Basta!" lehnten die Weiterreise nach Prag zunächst aus Solidarität ab. Ob man es in Prag mit einer Ruhe vor dem Sturm zu tun hat, wird zu Beginn des eigentlichen IWF-Gipfels am Dienstag klar.

Ludmila Rakusan

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