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Bundespräsident Joachim Gauck

© AFP

Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten: Gauck wünscht sich mehr Hilfe für Flüchtlinge

In seiner Weihnachtsansprache hat Bundespräsident Joachim Gauck dazu aufgerufen, mehr Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen zu zeigen. Er erinnerte an Flucht und Vertreibung in der deutschen Geschichte.

Von Hans Monath

Bundespräsident Joachim Gauck hat in seiner Weihnachtsansprache dazu aufgerufen, mehr Verständnis und Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen zu zeigen. „Die Flüchtlinge, die zu uns kommen, kommen nicht mit der Erwartung, hier in ein gemachtes Bett zu fallen“, sagte Gauck in der Ansprache, die am ersten Weihnachtstag ausgestrahlt wird. Vielmehr wollten sie Verfolgung und Armut entfliehen sowie Sinn in einem erfüllten Leben finden. „Machen wir unser Herz nicht eng mit der Feststellung, dass wir nicht jeden, der kommt, in unserem Land aufnehmen können“, sagte das Staatsoberhaupt. Zwar sei der Satz richtig. Wichtig sei es aber auch, sich angesichts der Bilder von Verletzten und Verjagten zu fragen: „Tun wir wirklich schon alles, was wir tun könnten?“

Gauck ruft zu mehr Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen auf

Konkret erwähnte Gauck flüchtende Familien aus Syrien und „die Verzweifelten, die den gefährlichen Weg nach Europa über das Wasser wagen“. Nach der Flüchtlingskatastrophe vor der italienischen Insel Lampedusa im Oktober hatte Gauck Europa für seinen Umgang mit Flüchtlingen kritisiert und einen besseren Schutz der Menschen gefordert. Der Einsatz für Flüchtlinge ist ein wiederkehrendes Thema in der Amtszeit des Präsidenten. Schon in seiner ersten Weihnachtsansprache vor einem Jahr hatte er zu Offenheit gegenüber Asylsuchenden und Zuwanderern aufgerufen. Bei einem Besuch in einem Asylbewerberheim im brandenburgischen Bad Belzig forderte er Mitte Dezember einen „Mentalitätswandel“ gegenüber Asylbewerbern. Indirekt kritisierte er damals auch den politischen Umgang mit dieser Bevölkerungsgruppe. Viele Asylbewerber könnten und wollten arbeiten, manche seien hoch qualifiziert, erklärte er damals.

Bundespräsident würdigt Ehrenamtliche in Weihnachtsansprache

In seiner von versöhnlichen Tönen bestimmten Weihnachtsansprache erinnerte Gauck daran, dass auch Millionen von Deutschen im 19. Jahrhundert und nach dem Zweiten Weltkrieg aus Not oder Zwang eine neue Heimat suchen mussten. Zugleich würdigte er auch die Arbeit von Ehrenamtlichen. Der frühere Pfarrer Gauck erwähnte in seiner Ansprache ausdrücklich auch „Menschen anderer Religionen“ und „Menschen, die ohne Glauben leben“. Auch für sie stärke Weihnachten die Hoffnung und Sehnsucht danach, „in Frieden und Einklang mit unseren Mitmenschen leben zu können“.

Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) forderte zu Weihnachten einen menschenwürdigen Umgang mit Flüchtlingen. „Die Not schreit zum Himmel“, erklärte der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider in Hannover. Mit Blick auf das Unglück vor Lampedusa fügte er hinzu, Europa drohe seine Seele zu verlieren. Als eines der reichsten Länder müsse Deutschland seine Anstrengungen im neuen Jahr „deutlich verstärken“. (mit epd)

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