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Geisel-Befreiung: Ein Geduldsspiel

Die deutschen Geiseln im Irak kamen durch zähe Verhandlungen frei.

Kairo - Als Thomas Nitschke und René Bräunlich an diesem Dienstag in der deutschen Botschaft in Bagdad eintreffen, ist die Erleichterung groß. Allen, die sich seit dem 24. Januar um die Freilassung der beiden Männer aus Leipzig bemüht haben, fällt ein Stein vom Herzen. Denn eine Garantie, dass die beiden in Baidschi verschleppten Techniker die Entführung überleben würden, gab es nie. Selbst wenn es den Entführern, wie irakische Beobachter glauben, von Anfang an nicht um politische Forderungen ging, sondern um Lösegeld: Nicht alle ausländischen Geiseln, die im Irak Kriminellen in die Hände gefallen sind, haben überlebt.

Denn manchmal sind die Grenzen zwischen den selbst ernannten Widerstandskämpfern und den kriminellen Banden auch fließend. Kriminelle können ihre Geiseln umbringen, wenn sie die Geduld verlieren oder an Extremisten weiterreichen, weil sie glauben, selbst keinen «ordentlichen Preis» erzielen zu können. Deshalb ist bei der Verhandlungsführung viel Geschick erforderlich. Auch ist oft schwer zu entscheiden, ob Verhandlungen überhaupt noch Sinn haben oder ob, wenn gesicherte Erkenntnisse über den Aufenthaltsort der Entführten vorliegen, nicht doch das Risiko einer Befreiungsaktion eingegangen werden sollte.

Die Bundesregierung hat sowohl im Fall der deutschen Archäologin Susanne Osthoff als auch bei den Leipziger Geiseln auf Verhandlungen gesetzt. Osthoff war im November letzten Jahres entführt worden und nach 23 Tagen im Dezember wieder frei gekommen.

Und auch die US-Journalistin Jill Carroll, die von ihren Entführern Ende März vor dem Gebäude der sunnitischen Islamischen Partei in Bagdad freigelassen wurde, wurde nicht mit Waffengewalt befreit. Dabei hatte die Tatsache, dass die Kidnapper ihren irakischen Übersetzer erschossen hatten, schon deutlich gemacht, dass sie einer Gruppe in die Hände gefallen war, die keine Skrupel hat.

Anders entschieden die Amerikaner im Fall der westlichen Geiseln von der Menschenrechtsorganisation Christian Peacemaker Teams (CPT). Nachdem die Entführer im März den Amerikaner Tom Fox, eines der vier entführten CPT-Mitglieder, ermordet hatten, befreiten die Koalitionstruppen die restlichen drei Geiseln - einen Brite und zwei Kanadier. Sie waren in einem Haus in West-Bagdad festgehalten worden, gefesselt, aber ohne ständige Bewachung. (Von Anne-Beatrice Clasmann, dpa)

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