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Politik: Geiseldrama auf Jolo: Lieber erstmal keine Bilder mehr (Kommentar)

Seit sechs Wochen befinden sich Menschen auf den Südphilippinen in der Gewalt der militanten Moslemgruppe Abu Sayyaf. Die Zahl der Entführten schwankt.

Seit sechs Wochen befinden sich Menschen auf den Südphilippinen in der Gewalt der militanten Moslemgruppe Abu Sayyaf. Die Zahl der Entführten schwankt. Sie schwankt, weil die Kidnapper wieder und wieder Reporter zu Geiseln nehmen und erst gegen Zahlung von Lösegeld freilassen. Zurück bleiben stets die 21 Touristen. Die deutsche Geisel Werner Wallert hat das Kommen und Gehen der internationalen Medienvertreter heftig kritisiert. Auch dem fernen Beobachter hat sich nicht der Eindruck vermittelt, dass die permanente Medienpräsenz das Geiseldrama einer Lösung näher gebracht hätte. Den Kidnappern scheint das Beutemachen bei den Journalisten als Einnahmequelle sehr recht zu sein. Nicht alle Reporter werden festgesetzt, nur dann und wann wird Kasse gemacht. Diese Unberechenbarkeit lockt weitere Reporter, sie werden festgehalten etc. pp. Ein Berichts-Moratorium könnte das Ritual, das zum Schaden der Geiseln ist, stoppen. Ein Berichts-Moratorium für den Augenzeugen-Report aus dem Lager von Entführern und Entführten. Wenn schon die Geiseln Zurückhaltung fordern, dann müssen die Journalisten Zurückhaltung üben. An Nachrichten wird es trotzdem nicht mangeln. Auswärtiges Amt, Ärzte, Vermittler, selbst die Moslemgruppe - alle müssen am weiteren Informationsfluss interessiert sein. Kein Dschungel-Bild ist keine schlechte Nachricht.

jbh

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