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Politik: Geiseldrama auf Jolo: Vater Wallert frei - aber nicht glücklich

Nach mehr als vier Monaten ist für den Göttinger Lehrer Werner Wallert das Geisel-Martyrium auf der südphilippinischen Insel Jolo zu Ende. Der 57-Jährige wurde am Sonntag gemeinsam mit vier weiblichen Gefangenen auf freien Fuß gesetzt.

Nach mehr als vier Monaten ist für den Göttinger Lehrer Werner Wallert das Geisel-Martyrium auf der südphilippinischen Insel Jolo zu Ende. Der 57-Jährige wurde am Sonntag gemeinsam mit vier weiblichen Gefangenen auf freien Fuß gesetzt. Nach Informationen aus Vermittlerkreisen flossen für jede der fünf Geiseln eine Million-US-Dollar Lösegeld an die Entführer. Offiziell wurden diese Angaben bestritten. Die Bundesregierung und die niedersächsische Landesregierung reagierten mit Erleichterung, erinnerten aber gleichzeitig an die noch verbliebenen Gefangenen, darunter Werner Wallerts 27-jährigen Sohn Marc.

Kurz nach der Freilassung wurden die Fünf in die philippinische Stadt Cebu geflogen. Von dort aus sollen sie an diesem Montag in Libyens Hauptstadt Tripolis reisen. Da Libyen eine Schlüsselrolle in den Vermittlungen spielt, sollen sie dort von Staatschef Muammar el Gaddafi begrüßt werden. Es gilt als sicher, dass ein Mitglied der Bundesregering nach Libyen reisen wird, um Werner Wallert abzuholen und Gaddafi für seine Vermittlung zu danken. Zur Frage, ob Bundesaußenminister Fischer dies tun werde, sagte das Auswärtige Amt dem Tagesspiegel: "Es steht noch nicht fest, wie es organisiert wird. Die Reiseplanung wird noch beraten." Fischer sollte am Montag in die Slowakei und das Kosovo zu reisen.

Werner Wallert war gemeinsam mit der Französin Sonia Wendling, der Südafrikanerin Monique Strydom, der Franco-Libanesin Marie-Michel Moarbes sowie der Anfang Juli verschleppten französischen Fernseh-Reporterin Maryse Burgot freigekommen. Die Kidnapper von der militanten Moslemgruppe Abu Sayyaf hatten am Sonntag zugesagt, die letzten acht Geiseln, darunter die Partner von Strydom und Wendling, bis zum 1. September ebenfalls freizulassen. Neben den beiden Männern und Marc Wallert sind noch zwei Finnen, zwei französische Fernsehreporter und ein Philippiner gefangen.

Wallert nahm seine Freilassung mit gemischten Gefühlen auf: "Man soll nicht erwarten, dass ich glücklich bin", sagte er mit Blick auf seinen Sohn. "Ich hoffe, dass mein Sohn bald folgt." Seine von der Abu Sayyaf ebenfalls Ende April verschleppte Frau Renate war am 17. Juli auf freien Fuß gesetzt worden. Auf einem Video vom Abschied war Werner Wallert zu sehen, wie er mit Gewalt von seinem Sohn weggerissen wurde.

Bundeskanzler Gerhard Schröder nahm die Freilassung Werner Wallerts und der vier anderen Geiseln "mit großer Freude" auf. "Ich hoffe, dass sie sich jetzt von den erlittenen Strapazen erholen und die bedrückenden Erlebnisse verarbeiten können", ließ Schröder in Berlin erklären. Seine Sorge gelte den noch immer festgehaltenen Geiseln auf Jolo. "Ich habe die Hoffnung, dass auch sie nun ohne weitere Verzögerung freikommen und dass die philippinische Regierung und der libysche Vermittler, die maßgeblich zu den Verhandlungen beigetragen haben, ihre Arbeit erfolgreich fortsetzen."

Auch Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) reagierte mit Genugtuung auf die Freilassung Wallerts. "Ich bin erleichtert darüber, dass Werner Wallert nach viermonatiger bitterer Geiselhaft jetzt freigelassen wurde", hieß es am Sonntag in einer Erklärung. Fischer dankte den Vermittlern wie auch Libyen. Niedersachsen Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) zeigte sich ebenfalls erleichtert über die Freilassung des Göttinger Studiendirektors.

cvm

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