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Politik: Geiseldrama auf Jolo: Zeit zum Verschwinden - Warum die Kidnapper weiter Geiseln brauchen

Kürzlich titelte eine philippinische Zeitung mit der Überschrift: "Wie die Streitkräfte den entscheidenden Schlag führen könnten". Detailiert wird beschrieben, wie sich die Militärs ein Vorgehen gegen die Rebellen auf Jolo nach einem möglichen Ende des Geiseldramas vorstellen.

Kürzlich titelte eine philippinische Zeitung mit der Überschrift: "Wie die Streitkräfte den entscheidenden Schlag führen könnten". Detailiert wird beschrieben, wie sich die Militärs ein Vorgehen gegen die Rebellen auf Jolo nach einem möglichen Ende des Geiseldramas vorstellen. Eine militärische Lösung, schrieb der Autor, werde auf eine blutige Schlacht Zentimeter um Zentimeter hinauslaufen. Das könnte Monate dauern, wird ein Offizier zitiert, der seinen Namen nicht nennen wollte. Die Armee müsse eine übermächtige Streitmacht aufstellen, die drei Mal so stark sein müsse wie die Rebellen. Deren Stärke soll mittlerweile von anfangs 50 auf rund 4 500 Mann gewachsen sein. Dank des bisher erhaltenen Lösegelds in Millionenhöhe konnten sie auch ihr Waffenarsenal erheblich vergrößern. Chefunterhändler Roberto Aventajado berichtete bereits im Juli, dass die Entführer etwa tausend neue Gewehre gekauft hätten.

Da sich die Rebellen vermutlich in kleine Kampfverbände aufteilen werden und nach der Guerilla-Taktik "Zuschlagen und Verschwinden" vorgehen, könnte die Armee allenfalls mit modernen Geräten die Verluste gering halten. Die Rebellen kennen sich zudem im Gelände besser aus und können sich der Unterstützung eines Großteils der Bevölkerung sicher sein. Es spricht auch einiges dafür, dass die philippinschen Armee beabsichtigt, das Rebellengebiet zu bombardieren. Journalisten beobachteten auf dem Flugplatz von Zamboanga, wie Aufklärungsflugzeuge mit Bomben beladen wurden.

Die Situation ist verfahren. Regierung und Armeeführung sehen die staatliche Autorität untergraben. Denn die Moslemrebellen hindern die Streitkräfte durch die Geiselnahme westlicher Touristen daran, das zu tun, was sie gerne tun würden: militärisch intervenieren. Das wissen die Entführer nur zu genau. Deshalb werden sie weiter kidnappen, um den Kampf mit der Armee zu vermeiden. So ist es wohl auch kein Zufall, dass am Dienstag ein Amerikaner sogar vom sicher geglaubten Zamboanga verschleppt wurde und sich nun in der Hand der Abu Sayyaf befindet. Zamboanga ist der Ort, von dem die befreiten Geiseln nach Tripolis geflogen wurden. Es ist auch der Ort, an den sich die internationalen Journalisten auf Druck Manilas von Jolo zurückziehen sollten. Für die Banditen gilt: Jede Geisel ist ein lebender Schutzschild, bis sich ein Ausweg findet. Kein anderes Land wird ihnen vermutlich Asyl gewähren, und so könnte ein möglicher Ausweg für sie Sabah heißen.

Bei Verwandten untergetaucht

Der abgelegene malaysische Bundesstaat auf der Insel Borneo könnte eine wichtige Rolle nach dem Ende des Geiseldramas spielen. Hierher wäre eine Flucht der Moslemrebellen möglich. Mit seinen fast 400 Kilometern Küstenlinie und seinen 200 oft unbewohnten Inseln ist Sabah ein schwer zu überwachendes, unübersichtliches Gebiet, das Kriminellen ideale Bedingungen für Straftaten und Unterschlupf bietet. Von den südlichen Philippinen ist Sabah mit Schnellbooten in einer Stunde zu erreichen. Hier können die Kidnapper zudem auf die Hilfe ihrer Landsleute vertrauen. Experten schätzen, dass in Sabah rund 500 000 illegale und überwiegend moslemische Einwanderer leben, viele von ihnen von den Philippinen. Es wird auch vermutet, dass Verwandte und Freunde unter den illegalen Emigranten den Abu-Sayyaf-Rebellen Unterstützung gewährten, als diese im April die Taucherinsel Sipadan überfielen und die Geiseln nahmen.

Schon früher galt Sabah als bevorzugtes Rückzugsgebiet für philippinische Gangster. So verschwand der Bandenchef Risal Ali 1989 in Sabah, nachdem er in Zamboanga einen Polizeichef ermordet hatte.

Wenn die Kidnapper ihre Geiseln weiterhin nur in kleinen Gruppen freilassen, hätten sie genug Zeit, ihre Flucht vorzubereiten.

Kürzlich titelte eine philippinische Zeitung mit der Überschrift: "Wie die Streitkräfte den entscheidenden Schlag führen könnten". Detailiert wird beschrieben, wie sich die Militärs ein Vorgehen gegen die Rebellen auf Jolo nach einem möglichen Ende des Geiseldramas vorstellen. Eine militärische Lösung, schrieb der Autor, werde auf eine blutige Schlacht Zentimeter um Zentimeter hinauslaufen. Das könnte Monate dauern, wird ein Offizier zitiert, der seinen Namen nicht nennen wollte. Die Armee müsse eine übermächtige Streitmacht aufstellen, die drei Mal so stark sein müsse wie die Rebellen. Deren Stärke soll mittlerweile von anfangs 50 auf rund 4 500 Mann gewachsen sein. Dank des bisher erhaltenen Lösegelds in Millionenhöhe konnten sie auch ihr Waffenarsenal erheblich vergrößern. Chefunterhändler Roberto Aventajado berichtete bereits im Juli, dass die Entführer etwa tausend neue Gewehre gekauft hätten.

Da sich die Rebellen vermutlich in kleine Kampfverbände aufteilen werden und nach der Guerilla-Taktik "Zuschlagen und Verschwinden" vorgehen, könnte die Armee allenfalls mit modernen Geräten die Verluste gering halten. Die Rebellen kennen sich zudem im Gelände besser aus und können sich der Unterstützung eines Großteils der Bevölkerung sicher sein. Es spricht auch einiges dafür, dass die philippinschen Armee beabsichtigt, das Rebellengebiet zu bombardieren. Journalisten beobachteten auf dem Flugplatz von Zamboanga, wie Aufklärungsflugzeuge mit Bomben beladen wurden.

Die Situation ist verfahren. Regierung und Armeeführung sehen die staatliche Autorität untergraben. Denn die Moslemrebellen hindern die Streitkräfte durch die Geiselnahme westlicher Touristen daran, das zu tun, was sie gerne tun würden: militärisch intervenieren. Das wissen die Entführer nur zu genau. Deshalb werden sie weiter kidnappen, um den Kampf mit der Armee zu vermeiden. So ist es wohl auch kein Zufall, dass am Dienstag ein Amerikaner sogar vom sicher geglaubten Zamboanga verschleppt wurde und sich nun in der Hand der Abu Sayyaf befindet. Zamboanga ist der Ort, von dem die befreiten Geiseln nach Tripolis geflogen wurden. Es ist auch der Ort, an den sich die internationalen Journalisten auf Druck Manilas von Jolo zurückziehen sollten. Für die Banditen gilt: Jede Geisel ist ein lebender Schutzschild, bis sich ein Ausweg findet. Kein anderes Land wird ihnen vermutlich Asyl gewähren, und so könnte ein möglicher Ausweg für sie Sabah heißen.

Bei Verwandten untergetaucht

Der abgelegene malaysische Bundesstaat auf der Insel Borneo könnte eine wichtige Rolle nach dem Ende des Geiseldramas spielen. Hierher wäre eine Flucht der Moslemrebellen möglich. Mit seinen fast 400 Kilometern Küstenlinie und seinen 200 oft unbewohnten Inseln ist Sabah ein schwer zu überwachendes, unübersichtliches Gebiet, das Kriminellen ideale Bedingungen für Straftaten und Unterschlupf bietet. Von den südlichen Philippinen ist Sabah mit Schnellbooten in einer Stunde zu erreichen. Hier können die Kidnapper zudem auf die Hilfe ihrer Landsleute vertrauen. Experten schätzen, dass in Sabah rund 500 000 illegale und überwiegend moslemische Einwanderer leben, viele von ihnen von den Philippinen. Es wird auch vermutet, dass Verwandte und Freunde unter den illegalen Emigranten den Abu-Sayyaf-Rebellen Unterstützung gewährten, als diese im April die Taucherinsel Sipadan überfielen und die Geiseln nahmen.

Schon früher galt Sabah als bevorzugtes Rückzugsgebiet für philippinische Gangster. So verschwand der Bandenchef Risal Ali 1989 in Sabah, nachdem er in Zamboanga einen Polizeichef ermordet hatte.

Wenn die Kidnapper ihre Geiseln weiterhin nur in kleinen Gruppen freilassen, hätten sie genug Zeit, ihre Flucht vorzubereiten.

Michael Streck

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