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Politik: Geiseln auf den Philippinen: Fischer will selbst nach Libyen fahren

Nach der Heimkehr des Deutschen Werner Wallert aus der Geiselhaft auf der süd-philippinischen Insel Jolo will die Bundesregierung nun alle Energien auf die Befreiung des Sohnes Marc Wallert konzentrieren. Es müsse nun alles getan werden, um ihn und die anderen Entführungsopfer freizubekommen, sagte Bundesaußenminister Joschka Fischer nach Angaben aus Regierungskreisen am Mittwoch vor dem Kabinett.

Nach der Heimkehr des Deutschen Werner Wallert aus der Geiselhaft auf der süd-philippinischen Insel Jolo will die Bundesregierung nun alle Energien auf die Befreiung des Sohnes Marc Wallert konzentrieren. Es müsse nun alles getan werden, um ihn und die anderen Entführungsopfer freizubekommen, sagte Bundesaußenminister Joschka Fischer nach Angaben aus Regierungskreisen am Mittwoch vor dem Kabinett. Im Falle einer Freilassung erwägt Fischer offenbar, Marc Wallert aus Libyen persönlich abzuholen.

Die Freilassung von Werner Wallert und den anderen fünf westlichen Geiseln bezeichnete Fischer den Angaben nach als "wichtigen Teilerfolg". Dies sei eine Bestätigung des geduldigen aber beharrlichen Vorgehens der Bundesregierung gewesen. Er habe auch Libyens Rolle bei den Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln lobend erwähnt. Der Außenminister und der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Christoph Zöpel (SPD), hatten zuvor ausführlich über weitere Bemühungen und die aktuelle Lage berichtet. Fischer vertrat im Kabinett den abwesenden Bundeskanzler Gerhard Schröder.

Zöpel rechnet nun mit einer schnellen Freilassung von Marc Wallert. Sein Besuch in Libyen, um Vater Werner Wallert abzuholen, sei dazu genutzt worden, weitere Gespräche mit den Unterhändlern zu führen, betonte Zöpel am Mittwoch im Deutschlandfunk. Er gehe davon aus, dass diese schnell wieder auf die Insel Jolo zurückkehrten. Auch habe er keinen Grund, an der Wirksamkeit der bisher von Libyen eingesetzten Methoden zu zweifeln. Zöpel rechtfertigte die libysche Hilfe bei den Verhandlungen über die Geiselfreilassung. Der Weg sei richtig gewesen, weil man Vermittler mit moslemischem Hintergrund gebraucht hätte. Das Netz internationaler Diplomatie habe auf der Insel Jolo versagt. Auch die Einschaltung christlicher Kirchen sei nicht möglich gewesen.

Frankreich will seine wegen zahlreicher terroristischer Attentate getrübten Beziehungen zu Libyen normalisieren. Dies kündigte der französische Außenminister Hubert Vedrine in einem Interview der französischen Tageszeitung "Le Figaro" vom Mittwoch an. Er betonte, die französische Initiative habe nichts mit der Freilassung von drei französischen Geiseln auf den Philippinen zu tun, bei der Tripolis vermittelt hatte.

Vedrine betonte, der Normalisierungsprozess der Beziehungen zu Libyen habe vielmehr bereits vor eineinhalb Jahren mit der Aussetzung der Sanktionen gegen Libyen durch den UN-Sicherheitsrat und der Auslieferung der Verdächtigen im Lockerbie-Prozess begonnen.

Werner Wallert - in Jeans, Turnschuhen und Windjacke - sah seine Frau Renate, die vor sechs Wochen von den Rebellen freigelassen worden war, am frühen Mittwochmorgen wieder. Von der Öffentlichkeit abgeschirmt hatten sich die beiden im Uniklinikum Göttingen in die Arme geschlossen. Jolo habe er "schweren Herzens" verlassen, sagte Werner Wallert, da sein Sohn bleiben musste. Die Geiseln hätten jedoch zuvor abgemacht, "wer rausgehen kann, muss rausgehen". Auf die angebotene medizinische Untersuchung durch Göttinger Professoren verzichtete er zunächst. Er wolle sich in den nächsten Tagen auf mögliche Folgen des 127-tägigen Tropenaufenthaltes untersuchen lassen. Der 57-Jährige kündigte an, dass er möglichst schnell wieder unterrichten wolle. Kaum den Blitzlichtern abgewandt, brauste er unbemerkt von den wachsamen Journalisten zusammen mit seiner Frau Renate und seinem ältesten Sohn Dirk in einem Auto davon.

Den Medien will sich der Studiendirektor zunächst nicht stellen. Noch in der Nacht vertröstete er die Journalisten, eine Pressekonferenz werde es erst nach der Freilassung seines Sohnes Marc geben. Dabei wolle er erzählen, was sich tatsächlich im Dschungelgefängnis auf Jolo ereignet habe. Dort galt der "Senior der Geiseln" als ruhender Pol und Sprachrohr. In fließendem Englisch richtete er immer wieder besorgte Appelle auch an den philippinischen Präsidenten Joseph Estrada. Nur einmal verlor der 57-Jährige die Fassung: Als Sohn Marc im schwer bewachten Lager seinen 27. Geburtstag feiern musste, erlitten Werner und Renate Wallert einen Nervenzusammenbruch.

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