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Geiselnahme: Drei Deutsche im Jemen entführt

Drei Deutsche, die sich offenbar auf einer Urlaubsreise im Jemen befanden, sind entführt worden. Nach Angaben der jemenitischen Regierung wollen die Täter vermutlich festgenommene Verwandte freipressen. Das Auswärtige Amt bemüht sich um die Freilassung der Deutschen.

Nach Angaben der  Regierung in Sanaa handelt es sich bei den Geiseln um eine Mitarbeiterin der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und deren Eltern, die dort Urlaub machten. Das Auswärtige Amt bestätigte, dass seit Sonntagnachmittag drei Bundesbürger im Jemen vermisst werden. „Wir müssen davon ausgehen, dass die drei in der Nähe von Sanaa verschleppt wurden“, sagte Ministeriumssprecher Jens Plötner in Berlin. Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes stehe in Kontakt mit den jemenitischen Behörden und sei um schnelle Aufklärung bemüht.

Offenbar wollen die Kidnapper die drei Deutschen benutzen, um zwei oder drei Verwandte freizupressen, die nach einem Streit um Landbesitz vor vier Monaten festgenommen worden waren. Angehörige des Clans hatten zuvor ohne Erfolg gegen die Inhaftierung ihrer Stammesbrüder demonstriert.

Die Entführer hatten ihren Opfern bei einem Ausflug in der Umgebung von Sanaa aufgelauert. Vermutlich werden sie jetzt in der Stammesregion von Bani Dhabian 60 Kilometer südlich der Hauptstadt festgehalten, die sehr schwer zugänglich. „Sie sind an einem sicheren Ort und bei bester Gesundheit, und sie werden wie Gäste behandelt“, erklärte ein Mitglied des Bani-Dhabian-Clans. Die letzte Entführung von Deutschen im Jemen liegt drei Jahre zurück. Im Dezember 2005 wurden der frühere Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Jürgen Chrobog, seine Frau und seine drei erwachsenen Söhne bei einer Überlandfahrt im Osten Jemens verschleppt. Nach drei Tagen kam die Familie unversehrt frei.

Jemen ist nach den USA das Land mit den meisten Schusswaffen in Privatbesitz auf der ganzen Welt. Seine Stammeskultur ist geprägt von einer Mentalität der Gewalt. Schießereien und Geiselnahmen gehören zum gängigen Repertoire, um Konflikte zwischen Clans auszutragen oder Forderungen gegenüber der schwachen Zentralregierung durchzusetzen. In der Vergangenheit haben Clankrieger mehrfach Anschläge auf die Ölanlagen des Landes verübt, um ihren Forderungen nach besseren Schulen, Straßen und Dienstleistungen Nachdruck zu verleihen. Über 200 Ausländer sind in den letzten 15 Jahren gekidnappt worden. Alle Entführungen, die Stammesfehden oder Verteilungskonflikte als Hintergrund hatten, endeten jedoch unblutig.

Anders war das bei Überfällen, die auf das Konto von Islamisten oder Al-Qaida-Kämpfern gingen. 1998 kamen drei Briten und ein Australier ums Leben, als jemenitische Sicherheitskräfte versuchten, sie aus den Händen von Gotteskriegern zu befreien. Im Juli 2007 fuhr ein Selbstmordattentäter seinen Wagen in den Konvoi einer Touristengruppe und riss acht Spanier und zwei Jemeniten mit in den Tod. Im Januar dieses Jahres erschossen Al-Qaida-Attentäter zwei belgische Touristen und ihre beiden einheimischen Begleiter.

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