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Politik: Geisterbriefe

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Manchen Menschen kann man es nie recht machen. Egal, wie man sich verhält.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Manchen Menschen kann man es nie recht machen. Egal, wie man sich verhält. Vielleicht beschweren sie sich aus Prinzip, weil sie einen Sündenbock suchen, an dem sie ihre schlechte Laune auslassen können.

Diese Erfahrung mussten Marion Caspers-Merk, Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, und Helga Kühn-Mengel, Patientenbeauftragte der Bundesregierung, in den vergangenen Wochen machen. In ihrem Wahlkreis Lörrach-Müllheim, tief im Südwesten Deutschlands, bekam Caspers-Merk jede Menge Post. Mehr als 500 Postkarten, die Physiotherapeuten und deren Patienten ihr geschickt hatten. Die hatten durchaus ein ernsthaftes Anliegen, sie fürchteten, durch die Überarbeitung der Heilmittelrichtlinie stark belastet zu werden. Als gewissenhafte Abgeordnete beantwortete Caspers-Merk alle Karten mit einem Brief. Dabei stellte sie fest, dass es in etwa 20 Prozent der Fälle die Person unter der angegebenen Adresse nicht gab. Oder die vermeintlichen Kartenschreiber riefen an und beteuerten, sie hätten niemals diese Post geschickt. Das machte die Staatssekretärin misstrauisch.

Umso mehr staunte ihre SPD-Kollegin, die Patientenbeauftragte Kühn-Mengel, als sie im Rahmen dieser Aktion Postkarten erhielt und diese ebenfalls alle mit einem Brief beantwortete. Das Engagement wusste nicht jeder zu schätzen. Von einem mit dem Thema befassten Verband im Gesundheitswesen musste Kühn-Mengel sich den Vorwurf anhören, sie habe unnötig Steuermittel zum Fenster rausgeworfen. Mit dem Porto hätte man auch anderes anfangen können. Quod erat demonstrandum – was zu beweisen war: Manch einem kann man es nie recht machen.

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