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Politik: „Gentechnik hilft nicht gegen Hunger in der Welt“ Künast weist Unionsforderung

nach mehr Forschung zurück

Berlin (dpa). Regierung und Opposition haben am Donnerstag im Bundestag über den Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft gestritten. Für die Union forderte ihr Agrarexperte Peter Harry Carstensen, die Forschung und Entwicklung in der „grünen Gentechnik“ zu forcieren. Damit könne der Kampf gegen den Hunger in der Welt vorangebracht werden. Agrarministerin Renate Künast (Grüne) betonte dagegen, Gentechnik sei für Entwicklungsländer zu teuer. „Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe und keine neuen finanziellen Abhängigkeiten.“

Carstensen nannte die grüne Gentechnik eine „Schlüsseltechnologie der Zukunft“, von der sich Deutschland nicht ausschließen dürfe. Sie habe zentrale Bedeutung für die Sicherung der Ernährung im 21. Jahrhundert. Künast warf der Opposition vor, das Argument der Hungerbekämpfung als „Deckmäntelchen“ zu nutzen, um die Gentechnik in Deutschland durchzusetzen. Es gehe darum, die Wahlfreiheit der Verbraucher zwischen gentechnisch veränderten und anderen Produkten zu sichern.

Hintergrund der Debatte ist ein auch koalitionsinterner Streit um das Nebeneinander von gentechnisch veränderter und konventioneller Landwirtschaft in Deutschland. Künast fordert strenge Grenzwerte und Haftungsverpflichtungen, um eine Verunreinigung gentechnikfreier Flächen zu verhindern. Mit Brüssel strittig sind die Grenzwerte für gentechnische Verunreinigung beim Saatgut.

Der GrünenPolitiker Reinhard Loske mahnte die SPD-Minister Wolfgang Clement (Wirtschaft) und Edelgard Bulmahn (Forschung) zur Einhaltung des Koalitionsvertrages. „Ich verstehe nicht, dass sich Herr Clement und Frau Bulmahn voll die Position der Gentech-Industrie zu Eigen machen“, sagte der Vizefraktionschef der Grünen der „Berliner Zeitung“. Im Wirtschafts- und im Forschungsressort werden Nachteile für die deutsche Biotechnologie befürchtet.

Die Deutsche Welthungerhilfe warnte davor, Hunger und Unterernährung in der Dritten Welt als Argument für eine verstärkte Förderung der Gentechnik zu benutzen. Die Risiken und Nutzen der grünen Gentechnik in den Entwicklungsländern seien noch zu wenig untersucht.

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