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 In diesem Bereich soll das Endlager für radioaktive Abfälle entstehen.

© Foto: IMAGO/Andreas Haas

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Standort unweit der Grenze zwischen der Schweiz und Deutschland: Kein deutscher Atommüll in geplantem Endlager

Laut Experten ist die Region Lägern die sicherste Wahl unter drei möglichen Standorten. Bis die Einlagerung beginnt dürften noch Jahrzehnte vergehen.

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Der geplante Standort für das Schweizer Atommüllendlager weist nach Überzeugung von Experten die besten geologischen Voraussetzungen auf.

Die Region Nördlich Lägern nahe der Grenze zu Hohentengen in Baden-Württemberg sei eindeutig die sicherste Wahl unter den zuletzt drei untersuchten möglichen Standorten, sagte Matthias Braun, Chef der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra), am Montag in Bern.

Die nötige Gesteinsschicht von Opalinuston liege dort am tiefsten unter der Erdoberfläche, die Schicht sei am dicksten und der mögliche Bereich für das geplante Endlager am größten, sagte Braun. „Es ist ein eindeutiger Entscheid. Die Geologie hat gesprochen.“

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Bei Bohrungen in Nördlich Lägern seien in der Schicht aus Opalinuston so alte Wasserspuren gefunden worden wie nirgends anders: Das Wasser sei 175 Millionen Jahre alt. „Hier steht die Zeit praktisch still“, sagte Braun.

Das zeige, wie gut das Gestein Feuchtigkeit einbinde. Zudem binde das Gestein radioaktives Material und könne Risse selbst kitten. Die Opalinuston in Nördlich Lägern sei 100 Meter dick.

Langjähriges Bewilligungsverfahren steht an

Die Verpackungsanlage soll an dem jetzigen Zwischenlager in Würenlingen entstehen, weil dort bereits Bauten vorhanden seien, die genutzt werden können, sagte Braun.

In dem Lager sollen die radioaktiven Abfälle aus Atomkraftwerken, Industrie und Forschung in Hunderten Metern Tiefe eingebettet werden. Das Bundesamt für Energie und das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) wollen die Vorschläge der Nagra im Bewilligungsverfahren prüfen.

In der Expertengruppe geologische Tiefenlager des Ensi sind neben vier Schweizern auch vier deutsche Professoren vertreten. Der Bau des Lagers dürfte frühestens 2031 beginnen, die Einlagerung 2050.

Die deutschen Gemeinden reagierten mit Skepsis auf die Entscheidungen. Sie wollen genau prüfen, ob die Begründungen der Nagra plausibel sind, zumal der Standort Nördlich Lägern 2015 als zweite Wahl zurückgestellt worden war. Nach Angaben von Braun waren dafür damals Unsicherheitsfaktoren ausschlaggebend, weil die Opalinuston-Schicht dort so tief liege.

Keine deutsche Abfallentsorgung in Lägern geplant

Weitere Prüfungen hätten sie aber eines Besseren belehrt: „Es hat sich herausgestellt, dass die Festigkeit des Gesteins etwa doppelt so gut ist wie das damals im vorsichtigen Szenario bewertet wurde“, sagte er.

Die Frage, ob in das Endlager so nah an der deutschen Grenze nicht auch die deutschen radioaktiven Abfälle entsorgt werden könnten, beantworten die Schweizer mit einem klaren Nein. „Es ist ein anerkanntes Prinzip, dass jedes Land seine eigenen Abfälle bei sich selber entsorgen muss“, sagte Roman Mayer, Vizedirektor des Bundesamts für Energie.

Auch ein Sprecher des deutschen Bundesumweltministeriums erklärte am Montag, dass Deutschland seinen hochradioaktiven Atommüll in einem eigenen Endlager entsorgen werde. „Deutschland hat sich entschieden, für seinen Atommüll ein eigenes Endlager zu konstruieren und nicht mit europäischen Partnern gemeinsam. Wir sind für unseren Müll verantwortlich“, stellte der Sprecher klar.

Gemeinden sollen Ausgleichszahlungen erhalten

Die umliegenden Gemeinden sollen Kompensationszahlungen erhalten, bestätigte Monika Stauffer, die Leiterin der Sektion Radioaktive Abfälle beim Bundesamt für Energie. „Die Abgeltungsverhandlungen werden herausfordernd sein“, sagte sie. Das Geld solle für regionale Entwicklung eingesetzt werden.

Wer wie viel Geld bekomme, müsse ausgehandelt werden. In einem unverbindlichen Kostenszenario waren dafür einmal 800 Millionen Franken (822 Millionen Euro) vorgesehen. Dass über Ausgleichszahlungen, auch für die stark belasteten deutschen Gemeinden, gesprochen werde, bestätigte auch der Sprecher des deutschen Umweltministeriums am Montag.

Das Ensi hat als Rahmenbedingung für das Endlager festgelegt, dass die Strahlung höchstens 0,1 Millisievert im Jahr betragen darf, sagte der Leiter des Aufsichtsbereichs Entsorgung, Felix Altorfer. Bei dem geplanten Lager rechne das Ensi nach den bisher vorliegenden Daten aber nur mit höchstens 0,001 Millisievert Strahlung. Im deutschen Strahlenschutzgesetz ist der Grenzwert für die effektive Dosis zum Schutz von Einzelpersonen auf 1 Millisievert im Jahr festgelegt.

Die Schweizer Kernkraftwerkbetreiber haben die Kosten für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle im vergangenen Jahr auf 18,2 Milliarden Franken geschätzt. Sie zahlen bereits in einen Fonds, um die Kosten zu decken. (dpa)

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