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Aus Teilen wie diesen bestand die Bombe vom Bonner Hauptbahnhof. Weil die Batterien leer waren, ging sie nicht hoch.

© dpa

Gescheiterter Terroranschlag in Bonn: Schwache Batterien verhinderten Explosion

Die Bombe, die vor einer Woche am Bonner Hauptbahnhof entdeckt wurde, explodierte nur wegen schwacher Batterien nicht. Inzwischen ging der Streit um einen Ausbau der Videoüberwachung weiter. Die Opposition hält den Vorstoß für "populistisch".

Von Frank Jansen

Die vor einer Woche am Bonner Bahnhof entdeckte Bombe ist offenbar nur wegen altersschwacher Batterien nicht detoniert. Die Täter hätten vermutlich aus Elektrogeräten schon länger genutzte Batterien herausgenommen und in dem Sprengsatz verbaut, hieß es am Montag in Sicherheitskreisen. Deshalb sei die Explosion ausgeblieben, obwohl die Zündung über einen Wecker im Sprengsatz schon ausgelöst war. Die Bombe steckte in einer blauen Sporttasche. Nach der Aussage eines jugendlichen Zeugen soll ein dunkelhäutiger Mann die Tasche abrupt am Bahnsteig 1 abgestellt haben.

Womöglich hatte der Tatverdächtige bemerkt, dass der Zünder bereits aktiviert war. In dem Fall ermittelt seit Freitag Generalbundesanwalt Harald Range. Er vermutet einen dschihadistischen Hintergrund. Ein Indiz: Der jugendliche Zeuge hatte bei einer Vorlage von Lichtbildern durch die Polizei den Dunkelhäutigen nahezu sicher als den Salafisten Omar D. identifiziert. Der vergangenen Dienstag in Gewahrsam genommene Deutsch-Somalier kam aber abends wieder frei. Die Sicherheitsbehörden verfolgen jedoch weiter eine „somalische Spur“. Ein früherer Gefährte von Omar D., der Somalier Abdirazak B., soll sich im Bürgerkriegsland Somalia bei der islamistischen, mit Al Qaida verbündeten Schabab-Miliz aufhalten. Die beiden Männer stehen offenbar noch in Kontakt.

Im September 2008 verhinderte die Polizei, dass Omar D. und Abdirazak B. vom Flughafen Köln/Bonn aus in den „Heiligen Krieg“ reisen konnten. Die Männer wollten vermutlich über Amsterdam und Entebbe (Uganda) in das relativ nahe Somalia, wo auch damals Islamisten kämpften, oder in die pakistanische Terrorhochburg Wasiristan. Der Anwalt von Omar D. hatte am Dienstag kritisiert, dass sein Mandant von der Polizei in Gewahrsam genommen worden war. Omar D. bleibt aber verdächtig. Offen ist, ob die Behörden bei der Suche nach einem hellhäutigen Mann weitergekommen sind, der auf einem Überwachungsvideo zu sehen ist. Der an einem McDonald’s-Imbiss im Bahnhof gefilmte, bärtige Mann trug eine blaue Sporttasche. Sie war vermutlich die mit der Bombe.

Die Ermittler halten es für wahrscheinlich, dass der Hellhäutige im Bahnhof die Tasche abstellte und der Dunkelhäutige sie übernahm. Bei dem Hellhäutigen könnte es sich um einen deutschen Konvertiten handeln. Der Kreis der Verdächtigen ist allerdings größer. Die Behörden haben mindestens drei Personen im Blick.

Unterdessen ging der Streit um den von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) geforderten Ausbau der Videoüberwachung weiter. Ziel müsse es sein, im Rahmen der Gesetze alle Möglichkeiten auszuschöpfen, sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums am Montag in Berlin.

Im Zeitraum vom 1. Januar 2011 bis zum 30. April 2012 konnten mittels Videotechnik 3639 strafrechtliche Delikte festgestellt werden“, sagte die Sprecherin. „Aufgeklärt wurden dabei 1230 durch Videobeweis.“

Der Vorstoß von Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) stößt bei FDP, SPD, Grünen und Linken aber auf heftige Kritik. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sagte Videoüberwachung könne nie solide Polizeiarbeit, solide Arbeit von Sicherheitsbehörden ersetzen. Der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Bernhard Witthaut, gab zu bedenken: „Wer eine selbst gebaute Bombe an einer belebten Stelle deponiert, lässt sich nicht durch eine Überwachungskamera aufhalten.“ Jan Korte, Mitglied im Fraktionsvorstand der Linken, sagte: „Fällt einem Innenminister nichts mehr ein, zieht er den Videoüberwachungsjoker. Dieser Vorschlag ist einfallslos, populistisch und ineffektiv.“

Politiker von SPD, Grünen und Linkspartei warfen Friedrich eine reflexhafte Reaktion vor. Die Aufklärung der Tat ist allerdings erschwert, da die Bahn Kamerabilder vom Bahnsteig 1 nicht gespeichert hat.

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