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Politik: Geschenkt!

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Auch wir müssen nicht alles verstehen. Wieso die Mengenlehre beweist, dass eins plus eins gleich zwei ist, haben wir nie kapiert.

Von Robert Birnbaum

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Auch wir müssen nicht alles verstehen. Wieso die Mengenlehre beweist, dass eins plus eins gleich zwei ist, haben wir nie kapiert. Julia Klöckner zu verstehen indes gehört zu unseren beruflichen Pflichten, denn die ist Bundestagsabgeordnete der CDU. Auch schickt sie uns häufig ihre Pressemitteilungen „mit der Bitte um Veröffentlichung“, der wir hiermit indirekt erstmals nachkommen. Die junge Dame hat sich empört über die Absicht der Bundesregierung, die steuerliche Abzugsfähigkeit von „betrieblich veranlassten Aufwendungen“ zu streichen.

Bisher war es so, dass eine Firma, wenn sie einem Kunden eine Aufmerksamkeit zukommen ließ, 40 Euro pro Nase/Jahr von der Steuer absetzen durfte. Das hat Hans Eichel missfallen, weil es Geld kostet und er den Verdacht auch nicht los wurde, dass dieses Geld oft zur Subventionierung höchst privater Geschenke diente. Aber, warnt die Abgeordnete Klöckner (Bad Kreuznach), dies zu streichen bedrohe ganze Branchen in ihrer Existenz! Zum Beispiel den deutschen Weinbau. Weil viele Winzer davon lebten, dass andere Firmen ihren Kunden Wein schenkten.

Nun dürfen wir bei Julia Klöckner (Winzertochter) tiefe Fachkenntnis (Deutsche Weinkönigin 1995/96) in der Materie (Chefredakteurin „Sommelier Magazin“) unterstellen. Gerade deshalb irritiert uns die Begründung dafür, dass sie auch den rot-grünen Korrekturvorschlag ablehnt, die Steuerfreiheit zu belassen, aber um zehn auf 30 Euro zu senken. Die Begründung nämlich lautet: „Das ist so, als würde man einem Leprakranken Hustensaft reichen!“ Aber das kann uns nicht mal Julia Klöckner erzählen, dass deutscher Wein erst ab 40 Euro von Hustensaft zu unterscheiden ist.

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