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Politik: Gesprächiger Insider

Immer noch können es die französischen Anti-Terror-Fahnder kaum glauben: Mit Yacine Akhnouche, einem Franzosen algerischer Herkunft, ist ihnen ein Mann ins Netz gegangen, gegen den selbst kühnste Ermittlerträume verblassen. Der 27-Jährige ist allen Anzeichen nach ein wichtiger Verbindungsmann der Al-Qaida-Organisation von Osama bin Laden in Europa.

Immer noch können es die französischen Anti-Terror-Fahnder kaum glauben: Mit Yacine Akhnouche, einem Franzosen algerischer Herkunft, ist ihnen ein Mann ins Netz gegangen, gegen den selbst kühnste Ermittlerträume verblassen. Der 27-Jährige ist allen Anzeichen nach ein wichtiger Verbindungsmann der Al-Qaida-Organisation von Osama bin Laden in Europa.

Es war das deutsche BKA, das bei der Fahndung nach dem Frankfurter "Kommando Meliani", den mutmaßlichen Hintermännern eines im Dezember 2000 geplanten Anschlags auf den Straßburger Weihnachtsmarkt, erstmals auf den Namen des ehemaligen Chemiestudenten stieß. Erst als "kleiner Fisch" im Hintergrund der Terrorgruppe eingestuft, bejubeln die Pariser Ermittler Akhnouche nun als einen "außerordentlichen, unerschöpflichen Zeugen".

Zum Thema Dokumentation: Kampf gegen Terror Fotos: Osama Bin Laden, Krieg in Afghanistan Besonders interessant ist für sie die Tatsache, dass Akhnouche, der seit 1997 mehrere Ausbildungen in afghanischen Al-Qaida-Lagern durchlief, schon in den ersten Tagen seiner Untersuchungshaft bereit ist, über seine Kenntnisse auszusagen. "Sein Adressbuch ist eine Goldgrube", schwärmte einer der französischen Untersuchungsrichter. Es handle sich um das "Who is Who" der islamistischen Terrorszene in Europa; in ihm finden sich fast alle Namen, die in den vergangenen Monaten Schlagzeilen machten.

Nach eigenen Aussagen kannte Akhnouche den britischen "Schuhbomber" Richard Reid, der versucht hatte, die American Airlines-Maschine von Paris nach Miami in die Luft zu sprengen. Zu seinem Freundeskreis gehören auch der Franzose Zacarias Moussaoui, der als erster im Zusammenhang mit den US-Terroranschlägen angeklagt ist und als 20. Kamikaze-Pilot vom 11. September, gilt sowie der in London inhaftierte Fundamentalist Abu Doha, eine der wichtigsten Al Qaida-Figuren in Europa.

Die "Fundgrube Akhnouche" bietet aber noch weitere Überraschungen: In der Pariser Wohnung des Franzosen wurde ein seltener Apparat gefunden, eine Maschine zum Decodieren der Geheimnummern von Kreditkarten. Die Anti-Terror-Fahnder schließen deshalb nicht aus, dass der 27-Jährige eine Schlüsselrolle im Finanzierungssystem der Terroristen spielte.

Sabine Heimgärtner

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