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Von großem Gewicht: Gesundheitsstudie: Jeder vierte Deutsche ist zu dick

Das Robert-Koch-Institut hat von 2008 bis 2011 insgesamt 7238 Erwachsene in 180 Orten zu ihren Lebensbedingungen befragt und Laborwerte gemessen. Wie gesund sind die Deutschen?

Es gibt nicht viel, was Bärbel-Maria Kurth vom Robert-Koch-Institut (RKI) überraschen kann. Die Epidemiologin weiß, wie es um die Deutschen steht; zusammen mit ihrem Team befragt sie regelmäßig Menschen am Telefon zu deren Leben und Gesundheit. Doch wenn es ums Gewicht geht, neigen viele zur Beschönigung. Erst wenn man sie misst und wiegt, gibt es keinen Raum für Interpretationen. Nun kam heraus, dass fast ein Viertel der Deutschen fettleibig ist – ihr Body-Mass-Index (BMI) liegt über 30. „Das ist ernüchternd“, sagte Kurth am Donnerstag bei der Vorstellung erster Ergebnisse in Berlin. Ihr macht Sorgen, dass viele junge Erwachsene gefährlich dick sind. Auch der Anteil der Diabetiker stieg von 5,2 auf 7,2 Prozent. Die Krankheit betrifft vor allem ältere Menschen und Fettleibige.

Für die „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ zog Kurths Team drei Jahre lang mit einem kompletten Labor durch 180 Orte, um tausende Menschen zu untersuchen. Die Wissenschaftler fangen gerade an, den dabei gewonnenen Datenberg zu interpretieren. Eine erste Analyse galt dem, was gesundheitspolitisch relevant ist: Übergewicht, Diabetes mellitus, körperliche Aktivität, Gesundheit im Alter und psychische Leiden.

Insgesamt habe sich der Anteil der Übergewichtigen nicht verändert, berichtete Gert Mensik vom RKI. Genau wie beim Bundes-Gesundheitssurvey 1998 haben 67,1 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen einen BMI über 25. Von den Übergewichtigen, die sowohl 1998 als auch etwa zehn Jahre später untersucht wurden, war mehr als jeder Fünfte zwischenzeitlich adipös geworden. Sieben bis zehn Prozent hatten ihr Gewicht auf das normale Maß reduziert.

Eine positive Nachricht: Im Vergleich zu 1998 bewegen sich die Deutschen mehr. Nun geben 72,6 Prozent der befragten Männer (ein Plus von 13 Prozent) und 65,4 Prozent der Frauen (ein Plus von 16 Prozent) an, mindestens einmal pro Woche körperlich aktiv zu sein. Allerdings schaffen es nur ein Viertel der Männer und 15,5 Prozent der Frauen, zweieinhalb Stunden pro Woche Sport zu machen – so wie es die WHO empfiehlt.

Um die Gesundheit der 65- bis 79-Jährigen ist es offenbar relativ gut bestellt. 96 Prozent der 1853 Probanden konnten innerhalb von 10 bis 11 Sekunden von einem Stuhl aufstehen, drei Meter laufen und zurückgehen. Wie selbstbestimmt zum Beispiel das Leben chronisch Kranker noch ist, wird eine genauere Analyse zeigen. Bis Ende des Jahres wollen die Wissenschaftler dem Datenberg neue Ergebnisse entlocken. „Das schulden wir auch unseren Teilnehmern“, sagt Kurth.

„Die Studie ist die Grundlage für eine nationale Präventionsstrategie, die wir im Herbst vorlegen wollen“, sagte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP). Sie zeige, dass Kampagnen für ein gesünderes Leben bei sozial Benachteiligten nicht ankommen. „Wir wollen Betriebe, Bildungsträger, aber auch Ärzte einbinden, um möglichst viele zu erreichen.“

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