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Gewalt in Paris: Paris: Brennende Autos, Schusswechsel, zerstörte Geschäfte

In der zweiten Nacht nach dem tödlichen Zusammenprall zweier Jugendlicher mit einem Streifenwagen haben sich die Krawalle in den Pariser Vorstädten ausgeweitet. Jugendliche schossen mit Jagdgewehren auf die Polizei.

Bei Jugendkrawallen in Pariser Einwandererorten haben Randalierer in der Nacht auf heute auch scharf auf die Polizei geschossen. "Ein Polizist wurde von einer großkalibrigen Kugel an der Schulter verletzt", teilte die Direktion für öffentliche Sicherheit des Départements Val d'Oise nach Medienberichten mit. Mehrere andere Beamte - die Zeitung "Le Parisien" spricht von 25 - wurden von Schrotgeschossen verwundet. Augenzeugen berichteten, Randalierer hätten Jagdgewehre in der Hand gehalten.

Es habe "mehrere schwerverletzte" Polizisten gegeben. Mit dem Auftauchen von Waffen sei die Lage "schlimmer als 2005", sagte der Chef der Polizeigewerkschaft Synergie, Patrice Ribeiro. Es könne "zu Dramen kommen", wenn die Polizei gegen Bewaffnete vorgehe. Ribeiro sprach im Rundfunk von 77 verletzten Beamten. Binnen zwei Tagen zählte die Polizei deutlich mehr als 100 verletzte Beamte.

Von Villiers-le-Bel griffen die Unruhen auf Ermont, Cergy, Goussainville, Sarcelles und Garges-lès-Gonesse über. Barrikaden gingen in Flammen auf. "Wir haben gehört, sie wollen das Rathaus abbrennen", sagte ein Einwohner. "Wir haben Angst um unsere Autos." Ein Mann erklärte, das Einwandererviertel sei eine heiße Zone. "Wir sind hier schon nicht mehr in Frankreich."

Unruhen erinnern an Krawalle vor zwei Jahren

Auch mehrere Gebäude, darunter eine Bücherei, ein Kindergarten sowie mehrere Geschäfte, wurden von Randalierern angezündet. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein. Journalisten, die die Krawalle filmen wollten, wurden von Jugendlichen tätlich angegriffen. Zwei Kameraleuten wurde die Ausrüstung gestohlen. Auch Feuerwehrwagen wurden attackiert.

Die Krawalle hatten sich am Sonntagabend in Villiers-le-Bel am Tod zweier Jugendlicher entzündet, die mit ihrem Motorrad mit einem Streifenwagen kollidiert waren. Dabei gingen 28 Autos in Flammen auf und 40 Beamte wurden verletzt. Die örtliche Polizeiwache brannte aus, die des Nachbarortes Arnouville wurde verwüstet. Zwei Autowerkstätten und eine McDonald's-Filiale sowie zwei Geschäfte wurden angezündet. Es gab neun Festnahmen.

Innenministerin will Hergang des Zusammenpralls aufklären

Die Krawalle ließen Erinnerungen an die wochenlangen Jugendunruhen in französischen Einwandererstädten vor zwei Jahren wach werden. Auslöser war damals der Unfalltod zweier Jugendlicher gewesen, die vor der Polizei in ein Transformatorhaus geflohen waren.

Diesmal handelt es sich nach ersten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft um einen Verkehrsunfall. Die Jugendlichen hatten dem Streifenwagen die Vorfahrt genommen. Die Polizisten hätten die heranrasenden Jugendlichen praktisch nicht sehen können, sagte die zuständige Staatsanwältin dem Sender LCI. Der Streifenwagen sei ohne Blaulicht normal unterwegs gewesen. Einwohner von Villiers-Le-Bel bezweifeln diese Version.

Gegen die am Unfall beteiligten Beamten wird routinemäßig wegen fahrlässiger Tötung sowie wegen unterlassener Hilfeleistung ermittelt. Innenministerin Michèle Alliot-Marie forderte die volle Aufklärung des Unfallhergangs. Die Hinterbliebenen der Jugendlichen riefen zur Ruhe auf. Am Nachmittag gab es einen Schweigemarsch in der Nähe des Unfallortes. (mit dpa)

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