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Beck und Sommer

© dpa

Gewerkschaftskundgebungen: DGB sagt Niedriglöhnen den Kampf an

Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat beim diesjährigen Tag der Arbeit Niedriglöhnen den Kampf angesagt. "Arbeit darf nicht arm machen", sagte DGB-Chef Michael Sommer. Auch SPD-Chef Kurt Beck schlug in die gleiche Kerbe und forderte: "Anständiger Lohn für anständige Arbeit".

Bundesweit beteiligten sich dem DGB zufolge 416.000 Menschen an den Gewerkschaftskundgebungen. Im vergangenen Jahr waren es über eine halbe Million gewesen. Sommer sagte in Mainz, Deutschland brauche neben tariflichen Mindestlöhnen nach dem Entsendegesetz auch den gesetzlichen Mindestlohn, der nicht unter 7,50 Euro liegen dürfe. "Dafür werden wir kämpfen, bis wir ihn durchgesetzt haben," kündigte der DGB-Chef an. Für die Leiharbeit verlange der DGB "gleichen Lohn und gleichen Schutz für gleiche Arbeit".

Sommer forderte die Politik auf, nicht nur über Vollbeschäftigung zu reden, sondern dort zu handeln, wo sie es könne. Das reiche von mehr öffentlichen Investitionen über die Förderung von Bildung und Weiterbildung bis hin zur Regulierung der Energiepreise. Wer von Vollbeschäftigung rede, dürfe auch nicht die rund 300.000 Altbewerber um eine Lehrstelle links liegen lassen, sagte Sommer auf der DGB-Kundgebung mit dem Motto "Gute Arbeit muss drin sein".

Sommer wirft der Union "unsoziale Verlogenheit" vor

Kritisch äußerte sich der DGB-Chef insbesondere zur Arbeitsmarktpolitik der Union. Deren Parole "Sozial ist, was Arbeit schafft" sei eine "unsoziale Verlogenheit". Weder Ein-Euro-Jobs noch unterbezahlte Arbeit für drei oder fünf Euro die Stunde hätten etwas mit guter Arbeit zu tun. Beck, mit dem erstmals seit Jahren ein SPD-Vorsitzender bei der Maikundgebung des DGB sprach, wandte sich ebenfalls gegen Niedriglöhne. Der Flächentarifvertrag dürfe nicht kaputt gemacht werden, sagte er in Mainz. Er verwies zudem darauf, dass bei einem gesetzlichen Mindestlohn von 7,50 Euro auch die Renten höher lägen. Rentner und Arbeitnehmer "sitzen in dieser Frage in einem Boot". Zum Respekt vor der Arbeit gehöre schließlich auch, "dass Menschen nicht ausgespitzelt werden".

IG-Metall-Chef kritisiert hohe Managergehälter

Der IG Metall-Vorsitzende Berthold Huber kritisierte bei einer Kundgebung in Wolfsburg hohe Managergehälter bei gleichzeitig sinkenden Reallöhnen und wachsender Armut. "Vielen Spitzenmanagern in diesem Land sind offenbar alle moralischen und ethischen Normen abhanden gekommen", sagte Huber. "Wir brauchen eine Gesellschaft, in der Menschen mehr sind als ein Rädchen im Wirtschaftsgetriebe und in der nicht Höchstprofite, sondern Arbeitsplätze, Einkommen, Umwelt und Gerechtigkeit wirtschaftliches Handeln bestimmen, sagte der IG-Metall-Chef.

Nach Einschätzung des Verdi-Vorsitzenden Frank Bsirske wächst in der Bevölkerung ein Gefühl der sozialen Ungerechtigkeit. "Hier ist ein deutlicher Stimmungswandel in der Bevölkerung zu verzeichnen", sagte er im Deutschlandfunk. Die Menschen akzeptierten nicht mehr, dass die Versprechungen nicht eingelöst werden und "wir den größten Niedriglohnsektor in Westeuropa haben". Die CDU verteidigte ihre Politik gegen die Kritik des DGB. "Alles, was Arbeit gefährdet, bremst oder einschränkt, darf keine Chance haben", erklärte Generalsekretär Ronald Pofalla in Berlin. "Unser Ziel bleibt, Vollbeschäftigung in Deutschland zu erreichen." (sba/AFP)

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