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Athen

© dpa

Griechenland: Athens Polizei bangt vor den nächsten Protesten

Drei Tage nach dem Tod des jungen Alexis Grigoropoulos durch die Schüsse eines Polizisten, beruhigen sich die Gemüter. Doch die nächsten Proteste gegen Polizeiwillkür in den Straßen von Athen sind bereits angekündigt.

Am frühen Dienstagmorgen hat sich die Situation in Athen nach drei Tagen schwerer Ausschreitungen weiter beruhigt. Nach griechischen Medienangaben gab es nur noch sporadische Aktionen rund um die Technische Universität, in der sich noch einige Dutzend Randalierer verbarrikadiert hatten. Bis in die frühen Morgenstunden hatten sich hunderte Randalierer Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. "Nacht des Terrors", lautete der Tenor in der Zeitung "Apogevmatini". Am Montagabend waren erneut hunderte junge Randalierer durch die Innenstadt gezogen und hatten Geschäfte demoliert. Die Ausschreitungen entwickelten sich im Anschluss an eine Demonstration, zu der linksgerichtete Parteien und Gewerkschaften aufgerufen hatten. In dem vornehmen Viertel Kolonaki wurden Medienberichten zufolge mehrere Geschäfte geplündert. Die Polizei ging mit Tränengas gegen die Randalierer vor. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums mussten zehn Menschen mit Atembeschwerden im Krankenhaus behandelt werden.

Die Polizei bleibt weiterhin in höchster Alarmbereitschaft. Am Nachmittag soll die Beerdigung des 15-Jährigen Alexis Grigoropoulos stattfinden, der am späten Samstagabend durch eine Polizeikugel in Athen starb. Um die Mittagszeit sind weitere Schüler und Studentenproteste gegen die Polizeigewalt geplant. Die Sicherheitskräfte befürchten, dass Chaoten erneut zu randalieren versuchen könnten, berichtete das Staatsradio.

Neben Athen waren am Montag Thessaloniki und mindestens acht andere Städte Schauplatz von schweren Ausschreitungen. Wie die Polizei am Dienstagmorgen mitteilte wurden 173 Menschen festgenommen. Darunter waren zahlreiche Plünderer. Über 100 Menschen erlitten Medienberichten zufolge Verletzungen. Der Vorsitzende des griechischen Journalistenverbandes, Panos Sombolos, sprach von den schwersten Unruhen seiner 30 Berufsjahre.

"In erster Linie Menschenleben schützen"

Am Morgen wollte sich Ministerpräsident Kostas Karamanlis mit Staatspräsident Karolos Papoulias und den Vorsitzenden der griechischen Parteien treffen. Ein Regierungssprecher dementierte Gerüchte, dass ein landesweiter Ausnahmezustand ausgerufen werden könnte. Im Mittelpunkt der Unterredungen steht die Frage, wie der Staat mit den tausenden Chaoten fertig wird, die in den vergangenen zwei Tagen Athen und andere Städte verwüstet haben.

"In erster Linie wollen wir Menschenleben schützen", sagte Innenminister Prokopis Pavlopoulos. Er reagierte nach einer zweistündigen Krisensitzung des Kabinetts am späten Abend auf Kritik in den Medien, dass die Polizei der Zerstörung und den Plünderungen tatenlos zusehe. "Die Polizei ist anwesend und tut das Notwendige, um Menschenleben und Eigentum zu schützen", sagte der Innenminister. Der Generalsekretär der konservativen Regierungspartei ND, Lefteris Zagoritis, hatte zuvor erklärt, die  Sicherheitskräfte zögen sich zeitweise zurück, um heftige Zusammenstöße zu vemeiden. "Glasscheiben sind wichtig, aber Menschenleben sind noch wichtiger", sagte er dem Fernsehsender NET.

Als Zeichen der Trauer sollen am Dienstag Schulen und Universitäten geschlossen bleiben. Zwei Polizisten sitzen wegen des erschossenen Alexis Grigoropoulos in Untersuchungshaft. (mpr/dpa/AFP)

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