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Blair

© dpa

Großbritannien: Blair jetzt katholisch

Nach Monaten der Spekulationen ist der frühere englische Premier Tony Blair nun offiziell zum Katholizismus übergetreten. Während sich der Vatikan sichtlich freut, sind Blairs Landsleute skeptisch.

Der frühere britische Premierminister Tony Blair ist kurz vor Weihnachten offiziell von der anglikanischen Kirche zum Katholizismus übergetreten. Der Vatikan begrüßte diesen Schritt Blairs, der bereits seit langem erwartet worden war. Der Politiker wurde in London bei einem Gottesdienst in der Kapelle des Erzbischofs von Westminister, Kardinal Cormac Murphy-O'Connor, in die katholische Glaubensgemeinschaft aufgenommen, der auch seine Frau Cherie und seine vier Kinder angehören.

"Ich bin sehr glücklich, Tony Blair in der katholischen Kirche willkommen zu heißen", sagte Kardinal Murphy-O'Connor nach der Zeremonie. "Er hatte schon oft an unseren Gottesdiensten teilgenommen, und in den letzten Monaten hat er ein Programm zur Vorbereitung auf die Aufnahme mitgemacht." Ein Sprecher des Vatikans sagte dem Sender BBC, dass eine "Persönlichkeit von so hoher Autorität" wie Blair den Katholizismus als seine Religion gewählt habe, "ist Anlass zu Freude und Respekt".

Häufige Papst-Besuche lassen Briten stutzig werden

Das Oberhaupt der anglikanischen Kirche, Erzbischof Rowan Williams, wünschte Blair alles Gute für den Wechsel "aus einer christlichen Familie in eine andere". Blair hatte nach seinem Rücktritt als Regierungschef im vergangenen Sommer die Aufgabe eines Sondergesandten des sogenannten Nahost-Quartetts übernommen. Eine seiner letzten Amtshandlungen als Premierminister war nach zehn Jahren an der Macht im Juni ein offizieller Besuch bei Papst Benedikt XVI. in Rom. Am Rande dieser dritten Vatikan-Audienz für Blair innerhalb von vier Jahren war öffentlich über einen Konfessionswechsel spekuliert worden.

Blair gilt ebenso wie sein einstiger Verbündeter im Irak-Krieg, US-Präsident George W. Bush, als streng gläubig. Im Gegensatz zu Bush hat sich Blair jedoch in seiner Politik nicht ausdrücklich auf Gott bezogen. Allerdings sagte er einmal im Rückblick, er habe in der Phase der Entscheidung über die Entsendung britischer Truppen in den Irak zu Gott gebetet.

Rund 72 Prozent der Briten sind Christen, wobei die Mehrzahl der anglikanischen Kirche angehört. Sie ist in England auch Staatskirche. Nach einer am Sonntag veröffentlichten Studie gehen allerdings in Großbritannien inzwischen etwas mehr Menschen zu katholischen als zu anglikanischen Gottesdiensten. Der Hauptgrund sei die Einwanderung hunderttausender Christen aus katholisch geprägten EU-Ländern wie Polen und Litauen.

Obwohl es keine verfassungsrechtlichen Hürden für einen Wechsel Blairs zum Katholizismus noch zu seiner Zeit als Regierungschef gegeben hätte, war stets klar, dass er diesen Schritt erst nach seiner Amtszeit vollziehen würde. Blair hatte stets betont, dies sei eine private Entscheidung, die nichts mit seiner politischen Laufbahn zu tun habe. (jvo/dpa)

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