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Großbritannien: Labour verliert auch in London

Nach der schweren Schlappe bei den Wahlen zu den Kommunalvertretungen in 159 Städten und Gemeinden in England und Wales hat die Labour-Partei auch die Bürgermeisterwahl in der britischen Hauptstadt verloren: Der konservative Boris Johnson löst künftig Urgestein Ken Livingstone ab.

Wie die Wahlleitung in London in der Nacht zum Samstag mitteilte, konnte sich der Kandidat der Konservativen Partei, Boris Johnson (43), knapp gegen den 62-jährigen Amtsinhaber Ken Livingstone durchsetzten. Laut amtlichem Ergebnis erhielt Johnson fast 1,17 Millionen Stimmen, für Livingstone stimmten 1,03 Millionen Wähler. Die Wahlbeteiligung war für Londoner Verhältnisse mit fast 40 Prozent ungewöhnlich hoch.

Nach der Verkündigung seines Sieges dankte Johnson seinen Wählern. Zugleich würdigte er in einer Ansprache die Leistungen seines Vorgängers. Er wolle ein Bürgermeister für alle Londoner sein und auch jene Wähler vertreten, die nicht für ihn gestimmt hätten, erklärte er. "Wir werden uns auf die Hauptinteressen der Bürger von London konzentrieren", sagte Johnson.

Livingstone gestand seine Niederlage ein. Er bedankte sich bei allen, die ihn in dem Kopf-an-Kopf-Rennen gegen den Herausforderer unterstützt hatten. "Boris, die nächsten Jahre als Bürgermeister Londons werden die aufregendsten ihres Lebens sein", prophezeite er.

Triumph der Tories

Mit dem Sieg auch in London krönten die Tories ihren Triumph bei den Kommunalwahlen über die regierende sozialdemokratisch orientierte Labour-Partei. Die Niederlage des Regierungslagers war am Freitagnachmittag bereits mit der Bekanntgabe des Endergebnisses der Wahlen in 159 Städten und Gemeinden von England und Wales besiegelt worden. Danach büßte Labour mehr als 330 Mandate ein, während die Tories mehr als 250 hinzugewannen.

Premierminister Gordon Brown gestand die schwere Niederlage seiner Partei ein und erklärte, er werde die Ursachen studieren und Lehren für die Zukunft ziehen. Politische Beobachter gaben vor allem dem unpopulären Nachfolger von Tony Blair die Schuld an dem Debakel der Regierungspartei.

Unpopulärer Premier Brown

Oppositionsführer David Cameron (41) sprach von einem "großartigen Tag für die Konservative Partei". Die Konservativen wollen nach seinen Worten nun Kurs darauf nehmen, bei allgemeinen Wahlen die Macht in der Downing Street zu erobern. Sie wollten aber nicht "auf dem Rücken einer versagenden Regierung» an die Macht gelangen, sondern aktiv ihre Politik erläutern und zeigen, dass und wie sie Großbritannien führen könnten.

Wann Parlamentswahlen stattfinden, ist jedoch noch völlig unklar. Als Premierminister kann Brown die Ansetzung der Wahlen noch bis Anfang 2010 hinausschieben. Angesichts der jetzigen Niederlage bei den Kommunalwahlen in England und Wales rechnen politische Beobachter zudem mit Auseinandersetzungen um die Amtsführung des glücklosen und in wachsendem Maße unpopulären Premierministers. (jam/dpa)

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