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Oswald Metzger

© ddp

Grüne: Buhmann Metzger

Der Grünen-Finanzexperte Oswald Metzger hat auf dem Parteitag in Nürnberg seine umstrittenen Sozialhilfe-Äußerungen verteidigt - und den geballten Unmut der Delegierten zu spüren bekommen.

Oswald Metzger sah nicht gerade glücklich aus, als er heute auf dem Nürnberger Grünen-Parteitag zurück zu seinem Sitzplatz ging. "Ich bin hier der bad guy", bekräftigte der umstrittene Finanzexperte leise. Zuvor hatten die Delegierten nicht nur einen Änderungsantrag des "bösen Buben" abgeschmettert, sondern auch mit donnerndem Beifall Attacken von Grünen-Chef Reinhard Bütikofer auf den 52-Jährigen unterstützt.

Dabei hatte der Parteitag am Freitag durchaus erfreulich für Metzger begonnen. Er erzählte: "Die ersten acht Delegierten, die auf mich zuliefen, haben gesagt: Bleib uns erhalten, geh' nicht - das war wohltuend."

Metzger hatte sich den Zorn vieler Grünen-Politiker zugezogen, weil er in einem Interview sagte, viele Sozialhilfe-Empfänger sähen "ihren Lebenssinn darin, Kohlenhydrate oder Alkohol in sich hineinzustopfen, vor dem Fernseher zu sitzen und das Gleiche den eigenen Kindern angedeihen zu lassen". Außerdem drohte er mit seinem Austritt aus der Partei für den Fall, dass die Grünen in der Sozialpolitik zu viele Versprechungen machen.

Kritik am Führungsduo

Am Nachmittag trat Metzger ans Rednerpult, um seine Positionen zu erläutern. Zunächst beschwerte er sich, weil er nicht mehr Redezeit bekommen hatte. Metzger rief den Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und Reinhard Bütikofer zu: "Das war nicht souverän, Reinhard und Claudia." Er mahnte zudem, in der Sozialpolitik müssten die Grünen auf Hilfe zur Selbsthilfe setzen und nicht auf mehr staatliche Mittel. Im Übrigen habe er mit seiner umstrittenen Interview-Äußerung niemanden stigmatisieren wollen.

Begleitet wurde die Rede von Metzger von vielen Unmutsäußerungen, hin und wieder gab es aber auch etwas Applaus. Er wünschte sich von den Delegierten ein Signal, dass "Querköpfe für euch nach wie vor wichtig sind". Ferner sollten die Grünen "nicht unerfüllbare Wunschversprechungen in die Gesellschaft hinausposaunen".

Bütikofer schlägt zurück

Doch Bütikofer kam in seiner Antwort Metzger keineswegs entgegen. Vielmehr kritisierte er, es sei nicht souverän, "herumzutrampeln auf den Gefühlen von Benachteiligten in dieser Gesellschaft". Bütikofer monierte zudem, "Oswald" habe eine Woche lang in den Medien verkündet, "die Grünen hätten sie nicht mehr alle". Und schmunzelnd ergänzte er: "Ich finde es nicht souverän, so zu tun, als würde Heldenmut dazu gehören, bei den Grünen den Bundesvorstand zu kritisieren."

Bütikofer beendete seine Rede unter lautem Jubel der Delegierten mit den Sätzen: "Ich gehöre nicht zu denen, die sagen: Oswald, geh'! Aber ich sage: Oswald, geh' in Dich!" Dafür nimmt sich Metzger jetzt bis Dienstag Zeit. Dann will er verkünden, ob er die Grünen verlässt.  

Jörg Säuberlich[ddp]

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