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Politik: Gutschrift fürs Umweltkonto

In Neu-Delhi wird über Details des Kyoto-Protokolls verhandelt – zum Beispiel über den Nutzen der Wälder

An Beweisen für den Klimawandel gibt es keinen Mangel: Allein in diesem Jahr gab es Dürren in Kanada und Indien sowie Flutkatastrophen in Europa und China. Doch den Beweis, dass das Klimaschutzabkommen von Kyoto funktioniert, können die 95 Staaten, die das Protokoll inzwischen ratifiziert haben, noch immer nicht antreten. Deshalb erwarten die Experten im Umweltministerium „schwierige Verhandlungen“ bei der achten UN-Klimakonferenz, die an diesem Mittwoch im indischen Neu-Delhi eröffnet wird.

Damit das Kyoto-Protokoll zu Beginn des kommenden Jahres in Kraft tritt, müssen nicht nur 55 Staaten es billigen. Diese müssen auch 55 Prozent der weltweiten Klimagas-Emissionen repräsentieren. Damit diese Begingung erfüllt wird, muss Russland den Vertrag noch anerkennen. Die Duma berät das Abkommen seit Monaten, doch hat der russische Präsident Wladimir Putin zuletzt beim Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg versichern lassen, sein Land unterstütze den Klimapakt und werde spätestens Ende des Jahres ratifizieren.

Im Kyoto-Protokoll verpflichten sich die Industriestaaten, bis 2012 ihren Ausstoß an klimaschädlichen Treibhausgasen um 5,2 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. In Neu-Delhi wird nun bis zum 1. November darüber gestritten, wie einige der Detailregeln zur Erreichung dieses Ziels aussehen sollen. So dürfen Industrieländer unter anderem so genannte Senken-Projekte in Entwicklungsländern finanzieren und sich den Klimanutzen auf ihren Emissionskonten gutschreiben lassen. Senken sind beispielsweise Wälder, in denen Kohlendioxid gespeichert werden kann. Das Problem: Wie berechnet man den Nutzen einer Senke? Und vor allem: Ist sie überhaupt dauerhaft? Was passiert, wenn der Wald verbrennt, oder wenn Urwälder abgeholzt und durch Plantagen ersetzt werden? Gilt das dann als Senke, oder ist es nicht vielleicht doch ein Klima-Betrug? Damit werden sich die Fachleute in Neu-Delhi nun herumschlagen müssen.

Es soll bei der Klimakonferenz aber auch darum gehen, wie es nach dem Kyoto-Protokoll weitergehen soll. Fast allen ist klar, dass in den kommenden Verpflichtungsperioden viel größere Reduktionsziele für Klimagase vereinbart werden müssen, um die Erderwärmung im Rahmen zu halten. Nicht nur die Industriestaaten, auch die Entwicklungsländer werden dazu einen Beitrag leisten müssen. Doch ist deren Verhandlungsbereitschaft nicht sehr ausgeprägt. Mit dem Hinweis auf die USA, die sich den internationalen Klimaverpflichtungen entziehen, versuchen sich viele aus ihrer Verantwortung zu stehlen.

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