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Politik: Haider in Rom: Eine Beleidigung der jüdischen Gemeinde

Dass der Besuch von Jörg Haider teuer werden würde, war bekannt - an die sieben Millionen Mark haben die Ordnungskräfte für die Visite des Kärntner Landeshauptmanns zur Übergabe des Christbaums auf dem Petersplatz veranschlagt. Schwerer als diese Ausgaben für den Papstbesuch allerdings wiegen die politischen Hypotheken, die Haiders Visite in Rom hinterlassen hat - ein ansehnlicher politischer Streit darum, wer sich nun von wem distanzieren muss.

Dass der Besuch von Jörg Haider teuer werden würde, war bekannt - an die sieben Millionen Mark haben die Ordnungskräfte für die Visite des Kärntner Landeshauptmanns zur Übergabe des Christbaums auf dem Petersplatz veranschlagt. Schwerer als diese Ausgaben für den Papstbesuch allerdings wiegen die politischen Hypotheken, die Haiders Visite in Rom hinterlassen hat - ein ansehnlicher politischer Streit darum, wer sich nun von wem distanzieren muss.

Dabei sind die paar Demonstrationen ultrarechter Gruppen zugunsten des Österreichers noch der geringste Teil des Problems. Schwerer wiegt, dass sich die "moderate" Rechte um Oppositionsführer Silvio Berlusconi trotz des deutlichen Unbehagens am Auftritt Haiders nicht so recht zu einer einheitlichen Distanzierung entschließen kann. Stattdessen zeiht sie immerfort die Linke der "Instrumentalisierung dieses unguten Ereignisses".

Zwar hat Gianfranco Fini, Chef der Nationalen Allianz, Haiders rotzige Angriffe auf Staatspräsident Ciampi und Regierungschef Amato ("Der eine hat kaum Argumente, der andere ist ein schwacher Politiker") zurückgewiesen. Aber er fand nicht den Mut, sich von Berlusconis anderem Verbündeten, der offen mit Haider sympathisierenden Liga Nord, zu distanzieren. Auch nicht nach der erneuten Beleidigung der Juden durch Haider: "Die wollen halt Strom sparen", lautete dessen Kommentar zum Aufruf der jüdischen Gemeinde, aus Protest gegen Haiders SS-freundliche Thesen abends die Lichter in den Schaufenstern auszuschalten.

Der Spitzenkandidat der Mitte-Links-Koalition, Rutelli, zeigte Solidarität und ging am Abend im ehemaligen Ghetto Roms Einkaufen. Die Neokommunisten bemühen sich darum, Haider zur "persona non grata" zu ernennen. Zufrieden ist indes der Vatikan: Längst spricht niemand mehr vom Heiligen Stuhl als Urheber der Visite - der Papst hat mit seiner zur Schau gestellten Kälte gegenüber Haider und dem schriftlichen Ordnungsruf zugunsten Immigranten und freier Begegnung der Kulturen weltweit Sympathie eingeheimst.

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