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Politik: Hans Terlinden, Ex-Leiter der CDU-Hauptabteilung, widerspricht den Aussagen von Helmut Kohl im ZDF-Interview

Ex-Kanzler Helmut Kohl hat seine Version der Geldspendenaffäre kürzlich im ZDF öffentlich gemacht. Doch es gibt nicht nur diese Version.

Ex-Kanzler Helmut Kohl hat seine Version der Geldspendenaffäre kürzlich im ZDF öffentlich gemacht. Doch es gibt nicht nur diese Version. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel widerspricht der vom Dienst suspendierte Leiter der CDU-Hauptabteilung 1, Hans Terlinden, der konkretesten Angabe Helmut Kohls im besagten Interview ("Was nun Herr Kohl?"). Dort hatte der CDU-Ehrenvorsitzende betont: " ... die Spende selbst ist dann natürlich über den zuständigen Mitarbeiter im Adenauer-Haus an die Schatzmeisterei gekommen und in die Partei gegeben worden." Und, Originalton Kohl: "Ich habe Spenden gesammelt für die Partei, die sind normalerweise ... über die Konten, ganz normal über die Partei an die Schatzmeisterei gelaufen, und von der Schatzmeisterei danach in den Gesamtapparat der Partei." Terlinden, der von Kohl als "zuständiger Mitarbeiter" bezeichnet wurde, widerspricht diesem "normalen" Vorgang: "Das Geld ging von mir in solchen Fällen nicht direkt an die Schatzmeisterei, sondern an Herrn Weyrauch", den Frankfurter Steuerberater der Partei.

Weyrauch war der Herr über ein verzweigtes Netz diverser anonymer Konten, unter anderem über ein Poolkonto, in das die anonymen Spenden in der Regel gespeist wurden und die dann über kurzlebige Zwischenkonten zu ihren Empfängern kamen - anonymisiert, ohne die Möglichkeit, den Spender zu erkennen.

Nicht der einzige Mitarbeiter

Hans Terlinden will zudem nicht als der einzige im Adenauer-Haus gelten, der "als zuständiger Mitarbeiter" (Kohl) für das Requirieren und die Weiterleitung anonymer Spenden im Auftrag Kohls gearbeitet hat. "Ich muss mich doch sehr wundern darüber, welche Namen jetzt alle in der Öffentlichkeit nicht genannt werden", sagte er am Sonntag dem Tagesspiegel. Zur jahrelangen Anonymisierung der Spender sagte er: "Ich selbst konnte gar nicht verhindern, dass keine Namen genannt wurden. Das haben andere gemacht." Die Frage, ob er gegen die langjährige Praxis der Anonymisierung der Spenden keinen Widerspruch erhoben habe, verneinte Terlinden mit der Begründung: "Das habe ich akzeptiert." Nachfragen, wer die Summen gespendet hätten, seien bei ihm sinnlos: "Ich stehe laut Arbeitsvertrag unter der Schweigepflicht. Und die werde ich auch jetzt wahren." Er habe sich weder missbraucht gefühlt, noch Skrupel gehabt. Auch fühle er sich jetzt von Helmut Kohls Interview in keiner Weise als Mit- oder gar Haupttäter belastet, auch wenn der nun ihn, den "zuständigen Mitarbeiter" als Mitwisser und Vollstrecker der Verstöße gegen das Parteiengesetz entblößt hat.

Das so eben bekannt gewordene Spendenverhalten des Ehepaares Ehlerding, das der CDU insgesamt 5,9 Millionen Mark hat zukommen lassen, nachdem ihr Unternehmen den Zuschlag für die Privatisierung von 310 000 Eisenbahner-Wohnungen gegeben hatte, war "ein völlig normaler Vorgang", so Terlinden gestern. "Auch die Spende des Unternehmerpaares Ehlerding an die CDU habe ich nicht alleine in die Wege geleitet. Auch da waren andere CDU-Mitarbeiter dabei, deren Namen jetzt bewusst weggelassen werden." Auch hier nennt Terlinden allerdings keinen Namen.

Terlinden, der sich im Gespräch selbst als "der Kontaktmann der CDU" bezeichnet, spricht nun von einem "Bewusstseinswandel", den die CDU unter der neuen Führung tatsächlich durchgemacht habe. Es sei richtig, dass eine Art Schlussstrich unter die alte Praxis der Spendeneinsammlung gezogen würde. "Ja, es scheint mit richtig. Die Neuen wollen das nicht mehr." Gegen seine Suspendierung vom Amte, die Schäuble veranlasst hatte, als bekannt wurde, dass er die Vernehmungsprotokolle von Weyrauch an Kohl statt an Schäuble weitergeleitet hatte, will Terlinden keine Schritte einleiten. "Wozu, wir haben uns doch im gegenseitigen Einvernehmen getrennt."

Rüdiger Scheidges

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