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Dicke

© dpa

''Verzehrstudie'': Hauptschüler dicker als Abiturienten

Menschen mit niedrigem Bildungsstand und geringem Einkommen haben ein höheres Risiko, dick zu werden. Dagegen leiden zehn Prozent der jüngeren Frauen an Untergewicht. Erschreckend ist auch das Unwissen über die Risiken falscher Ernährung.

Menschen mit geringer Bildung sind überdurchschnittlich oft zu dick. Nach der ersten gesamtdeutschen "Verzehrstudie", die Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU) in Berlin vorstellte, leiden 70 Prozent der Menschen mit Hauptschulabschluss unter Übergewicht. Wer Abitur hat, sei nur halb so oft betroffen. Als Folge sinke mit höherem Einkommen auch das Risiko der Fettleibigkeit, sagte Seehofer.

Als Ergebnis war bereits am Vortag bekanntgeworden, dass mehr als die Hälfte der Bundesbürger zu dick ist. Jugendliche sind allerdings vergleichsweise selten betroffen. Allerdings seien zehn Prozent der jüngeren Frauen untergewichtig.

Das Problem des Übergewichts tritt besonders mit fortschreitendem Alter auf. Zwischen dem 14. und 17. Lebensjahr sind besonders Mädchen von Untergewichtigkeit gefährdet. Die Zahl der untergewichtigen Mädchen steigt in der Altersgruppe von vier auf fast zehn Prozent an. Drei Viertel der deutschen Jungen und Mädchen in dieser Altersgruppe sind demnach normalgewichtig. Als zu dick gelten 18,1 Prozent der Jungen sowie 16,4 Prozent der Mädchen.

Mit Erreichen des Erwachsenenalters nimmt die Zahl der untergewichtigen Mädchen wieder ab. Im Alter von 18 bis 19 Jahre liegt der Anteil der untergewichtigen Mädchen demnach bei 6,3 Prozent und damit sogar unter dem entsprechenden Prozentsatz bei jungen Männern, von denen 6,7 Prozent als zu dünn gelten. Diese Anteile sinken in den höheren Altersklassen auf unter ein Prozent ab.

Gefahr falscher Ernährung wird nicht erkannt

Unwissen über eine gesunde Ernährung ist in Deutschland weit verbreitet. Nur acht Prozent der erwachsenen Deutschen können ihren persönlichen Energiebedarf richtig einschätzen, heißt es in der Studie. Unausgewogene Ernährung wird demnach von den Deutschen nur selten als Gesundheitsgefahr angesehen. Bei der Frage nach den Risiken für die Gesundheit liegen Nahrungsmittel und Getränke nur auf dem neunten von zehn Plätzen. Besonders Männer sehen vielmehr Zigaretten, Radioaktivität, Stress und Verkehr als Gefahren für ihr Wohlbefinden.

Zudem würden "abstrakte Gefahren" wie Pestizide und Hormonrückstände in Lebensmitteln als gefährlicher eingeschätzt als eine falsche Ernährung, sagte Seehofer. Die aus diesem Unwissen resultierende falsche Ernährung werde normalerweise in Übergewicht deutlich, betonte der Bundesminister. Die Ergebnisse der Studie belegen dies: 66 Prozent der deutschen Männer sowie 50,6 Prozent der deutschen Frauen sind zu dick. Ledige Männer und Frauen sind demnach allerdings zu einem größeren Anteil normalgewichtig als verheiratete, geschiedene oder verwitwete Personen.

Regierung will aufklären

Die Verzehrsstudie zeige, dass das Ernährungswissen der Deutschen "katastrophal" ist, erklärte die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn. Eine "breite Informationskampagne" sowie eine "einfache und unmissverständliche Kennzeichnung auf Lebensmitteln" sei erforderlich. Auf Aufklärung will laut Seehofer auch die Bundesregierung setzen: Es werde nun "keine Olympiade der Verbote" geben. Information und Aufklärung sollten für eine Veränderung der Ernährungsgewohnheiten sorgen. Zudem sprach er sich für eine europaweite Kennzeichnung von Inhaltsstoffen aus.

Die Neigung der Deutschen zu Übergewicht liegt womöglich auch an ihren Kochkünsten. Zwei Drittel der Frauen und ein Drittel der Männer schätzen laut Studie ihre Kochfähigkeiten mit sehr gut bis gut ein. Frauen aller Altersgruppen haben zu 84 bis 93 Prozent sechs vorgegebene Gerichte alle bereits selbst zubereitet - bei den Männer lag dieser Wert allerdings in den verschiedenen Altersgruppen nur bei einem bis knapp zwei Drittel. Beim Einfrieren, Einkochen, Dörren und Räuchern gab es jedoch keine großen Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Regional sind die Geschmäcker verschieden: In Baden-Württemberg wird am meisten eingekocht, die Sachsen und Thüringer mögen es gedörrt, die Mecklenburg-Vorpommern räuchern am häufigsten.

Für diese erste gesamtdeutsche Ernährungsstudie wurden bundesweit 20.000 Deutsche im Alter zwischen 14 und 80 Jahren zu ihrem Lebensstil, Einkaufsverhalten, Kochkompetenz, sportlicher Aktivität und allgemeinem Gesundheitsverhalten befragt. Es ist nach Angaben des Bundesverbraucherschutzministeriums die größte repräsentative Studie, die bislang in Deutschland zu diesem Thema gemacht wurde. (küs/dpa/AFP)

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