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Wohin jetzt mit der Leiter? Auch egal? Vermutlich.

© dpa

Hauptstadtflughafen BER: Eröffnung 2018 ist auch nur eine Hoffnung

Dem Berliner Desaster-Flughafen fehlt professionelles Management - egal, ob bei Türen oder bei Kommunikation. Inzwischen bleibt einem jeder BER-Witz im Hals stecken. Ein Kommentar in fünf Punkten.

Ein Kommentar von Lorenz Maroldt

Eines vorab: Dass der BER auch in diesem Jahr nicht eröffnet werden kann, ist keine Nachricht mehr. Jeder, der sich auch nur halbwegs mit der Sanierung dieses technischen Mahnmals auskennt, wusste das seit langem. Selbst ohne die erst jetzt bekannt gewordenen zusätzlichen Probleme mit Türen und Sprinkleranlagen war die Sache nicht nur rechnerisch längst gelaufen, und so stand es ja bereits vor Monaten im „Tagesspiegel“ und in anderen Medien. Dennoch ist die jetzt erfolgte offizielle Verabschiedung vom Ziel 2017 ein gravierender Einschnitt in der jüngeren BER-Geschichte.

Trotz aller bekannten Schwierigkeiten schien das Projekt zuletzt auf einem guten, jedenfalls besseren Weg zu sein als all die ganzen Jahre zuvor. Dieser Eindruck hat offenbar getäuscht. Das liegt an den folgenden fünf Punkten.
Erstens: Die Absage des Termins 2017 verlief erschreckend unprofessionell. Ohne Abstimmung mit den anderen Eigentümern, den anderen Aufsichtsratsmitgliedern oder der Geschäftsführung verkündete der Regierende Bürgermeister die Verschiebung quasi en passant bei einer SPD-Klausurtagung lässig mit den Worten: „Es ist so knirsch beim Aufarbeiten der Probleme, dass alle Puffer weg sind. Deshalb wird es 2018.“

Zweitens: Wegen der überfallartigen Kommunikation sind nahezu alle sich anschließenden Fragen zum Bau, zur Finanzierung, zur Kapazität, zur Belastung von Tegel und zu einem neuen Zeitplan offen – für 2018 gibt es keinen Plan, das Datum ist nur eine Hoffnung. Jedes nicht-öffentliche Unternehmen würde durch so eine unbedachte Strickpulli-Lässigkeit des Aufsichtsratsvorsitzenden schweren Schaden nehmen.

Der Gesamtleitung fehlt offenbar der Durchblick

Drittens: Die Art der neuen Probleme lässt erhebliche Zweifel an der technischen Führung des Projekts zu. Dass die Versorgung von zusätzlich 800 Räumen mit Sprinkleranlagen einer entsprechenden Nachrüstung des Wasserdrucks bedarf, kann keine Überraschung sein. Dazu sagt Geschäftsführer Mühlenfeld: „Das Austauschen einer Person alleine hilft nicht.“ Was helfen würde, sagt er nicht.

Viertens: Auch der Gesamtleitung des Projekts fehlt offenbar der Durchblick. Dass es erhebliche Probleme mit den technisch komplex zu steuernden Türen und deswegen auch mit dem Brandschutz gibt, war Thema der Aufsichtsratssitzung am 2. Dezember (wurde aber der Öffentlichkeit verschwiegen). Damals hieß es, die Zeit könne aufgeholt werden, wenn die Firma Bosch Sonderschichten einlegen würde. Das Ergebnis: In den letzten Wochen des Jahres waren kaum noch Arbeiter auf der Baustelle zu sehen, der Baufortschritt lag offiziell bei 0 Prozent. Warum die Türsteuerung anderswo funktioniert, es am BER aber eine Fehlerquote von 80 Prozent gibt, ist noch mal eine ganz andere Frage.

Fünftens: Berlin leistet es sich seit Monaten, nur die Hälfte der seiner Aufsichtsratsposten zu besetzen. Trotz langer Verhandlungen war bisher auch die neue Koalition nicht in der Lage, sich zu einigen und Entscheidungen zu treffen.

Angesichts dieser Lage bleibt einem jeder BER-Witz im Hals stecken. Brandenburgs Ministerpräsident sagt verzweifelt: „Wir planen doch keine Mondlandung.“ Was für eine schreckliche Vorstellung.

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