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Haushalt: Mehr Sacharbeit als flotte Sprüche

Otto Fricke ist der Vorsitzende des Haushaltsausschusses. Für den Chefhaushälter ist es Ehrensache, sich bestens in den Etats auszukennen. Durch zahlreiche Affären wie die der Ackermann-Party im Kanzleramt, ist er erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden.

Von Antje Sirleschtov

Berlin - Das Haushaltsrecht und damit das Recht, über die Einnahmen und Ausgaben des Bundes zu bestimmen, ist das „Königsrecht“ des Parlaments. Otto Fricke ist der Vorsitzende des Haushaltsausschusses. Für den Chefhaushälter ist es Ehrensache, sich bestens in den Etats auszukennen. Vier Jahre hat Fricke das wichtige Amt nun inne. Wie er es für sich selbst definiert hat, lässt sich daran ablesen, dass es auch genau vier Jahre brauchte, bis er selbst als Ausschuss- Chef zum ersten Mal einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde. Ulla Schmidts Dienstwagenaffäre, Karl-Theodor zu Guttenbergs Auftragsaffäre und nun auch noch Josefs Ackermanns Partyaffäre sind daran schuld, dass Fricke vor der letzten Sitzung seines Ausschusses in dieser Legislaturperiode an diesem Mittwoch so viel Aufmerksamkeit bekommt.

Dass Fricke zumindest in der Causa Schmidt selbst aktiv in die Aufklärung eingegriffen hat und es vor allem durch ihn zu der Befragung der Ministerin kommen wird, ist für Fricke-Kenner schon ein kleines Wunder. Denn das laute Trommeln oder regelmäßige Fordern von Rücktritten wegen Nichtigkeiten sind überhaupt nicht Frickes Sache. Vom Jungparlamentarier (der 43 Jahre alte Fricke sitzt erst seit 2002 im Bundestag) sich nach ganz oben durchboxen: Das will Fricke natürlich auch. Allerdings mehr durch Sacharbeit als durch flotte Sprüche. Bei den Kollegen der anderen Parteien hat er sich damit im Haushaltsausschuss Respekt und Anerkennung verdient. In der eigenen FDP-Fraktion allerdings hätte sich der eine oder andere in den zurückliegenden Jahren schon gewünscht, dass Fricke aus seinem Amt mehr politisches Kapital für die liberale Sache herausgeschlagen hätte.

Dennoch: Spätestens seit der Ernennung zum Ausschuss-Chef gehört Fricke in seiner Fraktion zur Gruppe der jüngeren Abgeordneten, die in den nächsten Jahren in die Fraktionsspitze aufsteigen werden, wenn sich die Älteren zurückziehen. Auch für den Fall, dass die FDP im Herbst mit der Union in Regierungsverantwortung kommen sollte, kann sich der Jurist Hoffnung auf einen weiteren Aufstieg auf der Karriereleiter machen. Er hat einen Grundstock an Erfahrung gesammelt und wird, aus Krefeld kommend, vom starken Landesverband Nordrhein-Westfalen getragen.

Und wenn es diesmal wieder nicht reicht für ein schwarz-gelbes Bündnis? Fricke muss das nicht unbedingt schrecken. Zu den ultraliberalen Wirtschaftsreformern in der FDP gehört er ohnehin nicht. Und nach vier Jahren an der Spitze des Haushaltsausschusses kennt er auch die Grenzen für Steuersenkungen nur zu genau, wie man ihm in der SPD bescheinigt. Es ist ein neues, noch ungewohntes, Bild von der FDP, das sich durch seine Politikergeneration zu vermitteln beginnt. Man muss nur mal versuchen, Otto Fricke am Wochenende zu erreichen: Ganz bestimmt findet man ihn umringt von seinen drei Kindern.

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