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Politik: Held der Enttäuschten

Bei den Präsidentschaftswahlen in Peru gilt der Linkspopulist Humala als Hoffnungsträger der Armen

Berlin - An diesem Sonntag sind 16,5 Millionen Peruaner aufgerufen, ihren neuen Präsidenten zu wählen. Nachdem der Linksnationalist Ollanta Humala in den Umfragen der vergangenen Wochen mit rund 30 Prozent vorne lag, zeichnete sich zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der konservativen Anwältin Lourdes Flores ab, gefolgt vom sozialdemokratischen Expräsidenten Alan García.

Humala von der Nationalistischen Partei Perus ist der Überraschungskandidat. Ohne politische Erfahrung, hat er seine Rivalen innerhalb weniger Monate überholt. Der Exoffizier gilt als autoritär und ethnonationalistisch. Er will sich für eine stärkere Einmischung des Staates in die Wirtschaft einsetzen und lehnt die von den USA finanzierte Vernichtung der Koka-Pflanze in Peru ab. Der 42-Jährige sympathisiert mit den linken Präsidenten Venezuelas und Boliviens.

Seine marktwirtschaftlich orientierte Rivalin Lourdes Flores ist Vorsitzende der Christlichen Volkspartei und war bereits Parlamentarierin. Die 46-Jährige genießt besonders bei Frauen und der Mittelschicht in städtischen Gebieten Sympathie. Ihre Gegner werfen Flores vor, eine Kandidatin der Wirtschaft zu sein.

Der dritte führende Kandidat Alan García tritt für die Mitte-Links-Partei Aprista Peruano (APRA) an. Als älteste Partei Perus verfügt die APRA zwar über Stammwähler, sie sieht sich aber auch mit heftiger Kritik an vergangenen Regierungszeiten konfrontiert. García, der fünf Jahre regierte, hinterließ Peru 1990 in einem wirtschaftlichen und politischen Chaos. Er ebnete damals den Weg für den Neopopulisten Alberto Fujimori, der als Staatschef zehn Jahre autoritär regierte und 2000 wegen Korruptionsvorwürfen nach Japan floh. Fujimori sitzt heute wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen in chilenischer Untersuchungshaft.

Die fünfjährige Amtszeit des derzeitigen Präsidenten Alejandro Toledo endet am 28. Juli 2006. Er selbst darf sich nicht als Kandidat aufstellen lassen, da die Verfassung eine Wiederwahl verbietet. Nach Angaben der Vereinten Nationen leben mehr als die Hälfte der 27 Millionen Menschen in Peru unterhalb der Armutsgrenze. Humala wettert gegen die politische Klasse und verspricht, die Korruption zu bekämpfen. „Mit seinen populistischen Reden profitiert er von der Politikverdrossenheit. Er erhält seine Unterstützung in erster Linie von der armen Bevölkerung“, erklärt Anika Oettler vom Institut für Iberoamerika-Kunde in Hamburg. Seine ideologische Affinität mit den Präsidenten Evo Morales und Hugo Chavez aber sei reine Wahlkampf-Inszenierung, um sich in die Reihe der linken Regierungen Lateinamerikas einzuordnen. Humala, der sich als Verteidiger der indigenen Bevölkerung bezeichnet, werden Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Er soll als Militärchef an Folterungen teilgenommen haben. Esteban Cuya vom Nürnberger Menschenrechtszentrum sieht im Falle seines Wahlsiegs Perus Demokratie in Gefahr. „Humala als Präsident würde eine instabile und chaotische Regierung bedeuten“, erklärt der Lateinamerikaexperte. „Peru würde die Chance verlieren, den Prozess der Demokratisierung weiterzuführen, der seit dem Fall von Fujimori eingesetzt hat.“

Inga Rahmsdorf

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