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Über Bouffiers sichtlich blondiertes Haar lästert keiner mehr.

© ddp

Hessen: Volker Bouffier: Kumpel, konservativ und knallhart

Am Dienstag wollen CDU und FDP Innenminister Volker Bouffier zum hessischen Ministerpräsidenten wählen. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse gilt die Wahl des 58-Jährigen als sicher. Ein Neuanfang ist der Wachwechsel nicht.

Bouffier war elf Jahre lang Roland Kochs Innenminister und 19 Jahre lang stellvertretender CDU-Landesvorsitzender. „Ich brauche mich nicht neu zu erfinden“, sagt Bouffier. „Weiblicher und jünger“ soll allerdings das Kabinett aussehen, das er heute präsentieren will.

Bouffier gilt als Haudegen wie sein Vorgänger Koch. Dass die Landtagsopposition Volker Bouffier zum „Skandalminister Nummer eins“ ernannt hat, weil er sich bereits zwei Mal in parlamentarischen Untersuchungsausschüssen rechtfertigen musste, tut der designierte Regierungschef als üble Kampagne ab. Als das Bundesverfassungsgericht sein Gesetz zur automatischen Speicherung von Autokennzeichnung kassierte, rüffelte er die Richter, das Urteil erschwere die Kriminalitätsbekämpfung. Als er kurz nach seiner Ernennung zum Minister ein Gerichtsverfahren wegen Parteiverrat aus seiner Zeit als Rechtsanwalt nur durch Zahlung einer Geldauflage abwenden konnte, blieb er unbelehrbar: Er zahle die Buße, obwohl er unschuldig sei, sagte der Minister damals, Staatsanwälten und Richtern bescheinigte er eine unzutreffende Rechtsauffassung.

Nach außen gibt Volker Bouffier den schulterklopfenden Kumpel. Intern gilt er als harter Verhandlungspartner, der vor unangenehmen Entscheidungen nicht zurückschreckt. Bei den Gesprächen über die Kabinettsbildung habe er auch „gestandene Minister“ über seine Pläne im Unklaren gelassen, berichtete einer der Betroffenen dem Tagesspiegel. Früher machten Bouffiers Weggefährten gelegentlich Scherze über seinen schneidigen Auftritt oder seine ausufernden Wortmeldungen. Als man über seine erkennbar blondierten Haare gelästert habe, sei Bouffier errötet und habe vom Shampoo seiner Frau erzählt.

Solche spöttischen Geschichten über den künftigen Chef sind in Wiesbaden verstummt. Bouffier reklamiert Richtlinienkompetenz, vor allem in Personalfragen. Umweltministerin Silke Lautenschläger, Finanzminister Karl-Heinz Weimar und Regierungssprecher Dirk Metz gehen freiwillig. Andere werden wohl folgen, unfreiwillig. Volker Bouffier hat lange auf seine Beförderung gewartet. Zuletzt konnte man bei ihm, dem „Prinz Charles der hessischen CDU“, Ungeduld ausmachen, weil Koch partout nicht gehen wollte. Nach Kochs Wahlschlappe 2008 hatte Bouffier sogar eigenständig den Kontakt zur SPD gesucht, um die Chancen für eine große Koalition unter seiner Führung zu ventilieren. Roland Koch hat jetzt der CDU dringend nahegelegt, Bouffier auch zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden zu wählen. Der traut sich zu, die Lücke zu schließen, die Koch als Vertreter des konservativen Parteiflügels hinterlässt. Auf Bundesebene hat er bereits in jungen Jahren gespielt: im Basketballteam des MTV Gießen.

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