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Hillary Clinton kann sich siegesgewiss geben. Ihrer Nominierung steht praktisch nichts mehr im Wege

© JIM LO SCALZO/dpa

US-Vorwahlen der Demokraten: Hillary Clinton hat das Ziel vor Augen

Hillary Clinton ist bei den Demokraten die klare Siegerin. Obwohl Bernie Sanders ihr das Leben unerwartet schwer macht

Nach dem Mini-Super-Tuesday mit Vorwahlen in fünf gewichtigen Staaten ist Hillary Clinton die Präsidentschaftskandidatur der Demokratischen Partei nicht mehr zu nehmen. Clinton siegte in allen fünf Staaten, in Florida, North Carolina und Ohio deutlich, in Illinois mit knappem Vorsprung, in Missouri nur hauchdünn. Inklusive der Superdelegierten hat sie nach Abstimmungen in 27 der 50 Bundesstaaten 1599 Delegierte, Bernie Sanders 844. Für die Nominierung sind bei den Demokraten 2382 Delegierte nötig.

Was sind Clintons Stärken, was ihre Schwächen?

Ihre Anhänger schätzen ihre Erfahrung und ihre Durchsetzungskraft. Sie war acht Jahre First Lady, acht Jahre Senatorin für den Staat New York und vier Jahre Außenministerin. Sie kennt das politische Geschäft und die Machtkämpfe also bestens. Sie muss sich nicht einarbeiten in das höchste Amt. Aus ihrer langen Verwicklung in die US-Politik ergeben sich allerdings auch Belastungen. Die meisten Bürger haben eine feste Meinung von ihr. Es gibt kaum Unentschiedene, die sie für sich gewinnen kann – bei weniger bekannten Bewerbern sind die Neugierigen das Potenzial, aus dem Kandidaten die meisten neuen Unterstützer gewinnen.

Wie die Demokraten abgeschnitten haben

© Tsp

Sie gilt zudem als nicht sonderlich vertrauenswürdig und als wenig sympathisch. In Umfragen zu ihren Charaktereigenschaften und Sympathiewerten liegen die Negativwerte mit 54 Prozent deutlich über ihren positiven Beurteilungen von etwa 42 Prozent. In der „YouGov“-Erhebung von Mitte Februar, ob man ihr vertrauen könne, antworteten 27 Prozent mit Ja, 56 Prozent mit Nein. Dies war der schlechteste Wert aller Präsidentschaftskandidaten. Bei Donald Trump war das Verhältnis 29 zu 52 Prozent. Bernie Sanders würden hingegen 47 Prozent vertrauen, 24 Prozent nicht.

In welchen Wählergruppen tut Clinton sich schwer?

Ein Zustimmungsdefizit hat sie generell in der weißen Bevölkerung und dort vor allem bei unterdurchschnittlich gebildeten und unterdurchschnittlich verdienenden weißen Bürgern; unter weißen Männern ist es deutlich höher als unter Frauen. Deshalb war es für sie symbolisch wichtig, dass sie jetzt Illinois und Ohio gewann: Staaten mit hohem Anteil an weißen Arbeitern. Im Autostaat Michigan hatte sie unlängst noch gegen Sanders verloren, weil die Arbeiter mehrheitlich für ihn stimmten.

Bei weißen Wählerinnen ist ihre Attraktivität altersabhängig. Frauen im Alter über 55 unterstützen sie mehrheitlich, Frauen unter 45 favorisieren hingegen überwiegend Sanders. Einen klaren Vorsprung hat Clinton bei den beiden größten Minderheiten der USA, Latinos und Afroamerikanern. Bei den Vorwahlen in Südstaaten mit hohem Schwarzenanteil gewann Clinton deutlich. Die Wahlbeteiligung der Afroamerikaner ist prozentual am höchsten.

Mit Blick auf die Hauptwahl im Herbst mit einem potenziellen Gegenkandidaten Donald Trump kalkulieren Wahlstrategen der Demokraten, dass selbst ein relativ starker Verlust von Stimmen aus der weißen Arbeiterschaft an Trump ihre Wahlchancen nicht ernsthaft gefährden würde. Denn sie würde dieses Defizit wettmachen durch einen Ausbau des Stimmenpotenzials unter Latinos, die sich von Trump abgestoßen fühlen, nachdem dieser illegale Migranten aus dem Süden als Vergewaltiger und Betrüger beschimpft hatte.

In ihrer Siegesrede in West Palm Springs, Florida, konzentrierte sich Clinton in der Nacht zum Mittwoch überwiegend auf die Auseinandersetzung mit Trump und dessen Aussagen über illegale Einwanderer und Muslime. Trump sei nicht „strong“, sondern „wrong“: „Wenn ein Präsidentschaftskandidat dazu aufruft, zwölf Millionen Immigranten (zur Ausweisung) zusammenzutreiben, allen Muslimen die Einreise in die USA zu verbieten und Folter zu erlauben, dann macht ihn das nicht stark, sondern dann liegt er falsch.“

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