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Politik: Hinter den Linden: Schilys Warmblüter

Otto Schily ist ständig auf der Suche nach perfekten Mitarbeitern. Dass der SPD-Politiker dabei nicht jeden Tag fündig wird, mag auch an den überaus hohen Ansprüchen liegen, die der Minister an die Damen und Herren seines Umfelds hat.

Otto Schily ist ständig auf der Suche nach perfekten Mitarbeitern. Dass der SPD-Politiker dabei nicht jeden Tag fündig wird, mag auch an den überaus hohen Ansprüchen liegen, die der Minister an die Damen und Herren seines Umfelds hat. Mimosen jedenfalls sind im Inneren des Innenministeriums denkbar schlecht aufgehoben. Der Meister brüstet sich selbst ob des "harten Regiments" in seinem Hause, und wer nicht spurt, dem Gnade Gotto. Sollte trotz strikter Anweisung doch jemand Fehler machen, wird er gerne mal öffentlich als Sündenbock zur Schau gestellt - wie neulich der Ministerialdirektor Schapper, der schlicht vergessen hatte, dass V-Leute in NPD-Verbotsanträgen eher ungewöhnlich und daher meldepflichtig sind.

Jetzt aber konnte Schily endlich den idealen Angestellten verpflichten. Und das gleich im 44er-Pack. Für die Ablösesumme von 3,5 Millionen Euro pro Jahr wechseln die Berliner Polizeipferde ins Innenministerium. Der böse Berliner Senat hatte die Tiere in seiner elenden Finanznot einfach auf die Transferliste gesetzt, nachdem man die fixe Idee, sie einfach bei der nächsten Urlaubsfahrt an der Autobahn auszusetzen, schnell wieder verworfen hatte.

Der zweibeinige Kaltblüter Schily hat sich also vierbeiniges Warmblut in den Stall geholt. Da im Innenminsterium am Spreebogen jedoch vorerst alle Büros belegt sind, bleiben die Pferde vorerst in ihren alten Ställen. Trotzdem: ein guter Kauf.

Mit einer großen Decke auf dem Rücken könnte man die Tiere sogar als verdeckte Ermittler einsetzen. Zudem dürfte der Charakter eines klassischen Polizeipferds so ganz nach Otto Schilys Geschmack sein: Sie sind dank ihrer harten Ausbildung schuss- und feuerfest.

Wenn also scharf geschossen wird - im Innenministerium zumindest verbal keine Seltenheit - bewahren sie Ruhe, springen nicht wild umher. Sie gehorchen aufs Wort, sind absolut diszipliniert. Nicht umsonst nennen Reitexperten den gängigen Gang von Polizeipferden: "am Zügel". Ein weiterer Vorteil: Nach einen Klaps auf den Hintern oder einem ordentlichen Gerstenhieb brechen die Vierbeiner nicht gleich in Tränen aus. Das Schilysche Mitarbeiterverdienstkreuz 2002 dürfte ihnen also schon jetzt sicher sein.

Markus Feldenkirchen

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