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Politik: Hinter den Linden: Seriös rot

Manchmal vollziehen sich wichtige Veränderungen vor aller Augen, aber trotzdem nimmt sie keiner wahr oder zumindest deutet niemand die Zeichen richtig. Dafür braucht es Spezialisten, zum Beispiel Spezialisten für Krawatten und das deutschamerikanische Verhältnis.

Von Hans Monath

Manchmal vollziehen sich wichtige Veränderungen vor aller Augen, aber trotzdem nimmt sie keiner wahr oder zumindest deutet niemand die Zeichen richtig. Dafür braucht es Spezialisten, zum Beispiel Spezialisten für Krawatten und das deutschamerikanische Verhältnis. Wie weit geht die unbedingte Solidarität von Gerhard Schröder zu George W. Bush wirklich? Bezieht sie sich auch auf das "Outfit", wie ein Amerikaner sagen würde, findet sie ihren augenfälligsten Ausdruck vielleicht in den Textilien der beiden Staatsmänner?

Nur wenigen modebewussten und besonders aufmerksamen Beobachtern des politischen Betriebs ist aufgefallen, was bei regelmäßigem Tagesschau-Konsum eigentlich nur schwer zu übersehen ist: Immer häufiger bindet sich Gerhard Schröder jene einfarbigen und häufig in gedecktem Rot gehaltenen Krawatten um, mit denen seit geraumer Zeit auch George W. Bush Seriosität, Ernsthaftigkeit und Vertrauenswürdigkeit signalisiert.

Auch auf dem Petersberg, wo er Mitte der Woche die Unterzeichnung des Afghanistan-Abkommens bezeugte und beklatschte, stellte sich der der Kanzler anschließend mit einem bordeauxroten Binder zum Gruppenfoto mit Stammesfürsten. Ein historisches Band. Erweist sich an der roten Krawatte vielleicht gar Autorität und Führungsanspruch schlechthin? Auffällig jedenfalls für Knotenbeobachter, dass Edmund Stoiber auf dem Dresdner Parteitag der CDU auch eine rote, wenn auch heller changierende Krawatte trug. Zufall? So gesehen, kann Angela Merkel die K-Frage gar nicht für sich entscheiden, so lange sie keinen Anzug mit Krawatte trägt.

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