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Siegerpose. Soldaten der syrischen Armee auf dem Hauptplatz von Al Kusair. Foto: APF

© AFP

Politik: Hisbollah hilft Assad beim Vormarsch

In Syrien haben Regierungstruppen die strategisch wichtige Stadt Al Kusair eingenommen/ Großbritannien hat „physiologische Beweise“ für Einsatz von Sarin.

Beirut/Damaskus - Nach wochenlanger Belagerung und heftigen Kämpfen hat die syrische Armee zusammen mit der Hisbollah-Miliz die Kleinstadt Al Kusair nahe der Grenze zum Libanon eingenommen. „Es herrscht wieder Sicherheit und Stabilität in der Stadt“, meldete die Nachrichtenagentur Sana am Mittwoch. Die Ortschaft ist strategisch wichtig. In der Region kreuzen sich wichtige Nachschubwege für Regime und Rebellen.

Regimegegner berichteten, die Rebellen hätten sich in der Nacht aus Al Kusair zurückgezogen. Sie hätten dem Ansturm der Angreifer nicht mehr standhalten können, da ihnen allmählich die Munition ausgegangen sei. Die Staatsmedien meldeten, die Armee habe zahlreiche Kämpfer getötet, andere hätten sich ergeben. Die Rebellen hatten zuvor noch berichtet, sie hätten in Al Kusair 15 Kämpfer der libanesischen Hisbollah getötet.

Fast alle Zivilisten waren in den vergangenen Wochen aus der Stadt geflohen. Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter wies jedoch auf das Schicksal von hunderten Verletzten hin, die sich noch in der Stadt aufhielten. Die syrische Regierung hatte Bitten vom Roten Kreuz abgelehnt, das in den vergangenen Wochen Zugang zu der belagerten Stadt gefordert hatte. Aus Damaskus hatte es dazu geheißen, das Rote Kreuz könne Al Kusair erst betreten, wenn die Kämpfe dort beendet seien. Flüchtlinge aus der Stadt hatten berichtet, es habe dort schon vor Wochen praktisch keine medizinische Versorgung mehr gegeben.

In Al Kusair hat der Bürgerkrieg in Syrien eine neue Dimension erreicht: Erstmals bekannte sich die schiitische Hisbollah in dem Zusammenhang zu ihrem Kampfeinsatz für Assad. Rebellen aus dem Norden und Osten Syriens mobilisierten ebenfalls zahlreiche Kämpfer. In der Region um Al Kusair führt auf der einen Seite eine Straße von Damaskus zu dem vom Regime kontrollierten Küstenstreifen. Die Aufständischen nutzten die Grenze zum Libanon wiederum zum Waffenschmuggel.

Regierungsvertreter der USA und Russlands nahmen derweil in Genf Beratungen zur Vorbereitung der geplanten Syrien-Friedenskonferenz auf. Die Aussichten auf eine politische Lösung für den blutigen Konflikt – der seit März 2011 mehr als 80 000 Menschen das Leben gekostet hat – waren in den vergangenen Tagen erneut gesunken. Die von Washington und Moskau initiierte Konferenz war ursprünglich für Ende Mai oder Anfang Juni vorgesehen. Inzwischen ist von einem Termin im Juli die Rede.

Zu den Streitfragen des Genfer Treffens gehört nach Angaben von Diplomaten eine Teilnahme des Iran. Moskau sei dafür, Washington bislang dagegen, hieß es. Auch die Teilnahme der syrischen Opposition ist ungewiss. Sie hatte als Vorbedingung die Einstellung von Angriffen auf Al Kusair verlangt. An den Gesprächen hinter verschlossenen Türen im Genfer Sitz der Vereinten Nationen (UN) nimmt der Syrien-Sondergesandte der UN und der Arabischen Liga, Lakhdar Brahimi, teil. Am Nachmittag wollte die Liga zudem bei einer Dringlichkeitssitzung in Kairo über die Lage in Syrien beraten.

Die britische Regierung erklärte unterdessen, „physiologische Beweise“ für den Einsatz des Giftgases Sarin in Syrien zu haben. Beim Test von Proben aus Syrien seien Spuren von Sarin festgestellt worden, sagte ein Regierungssprecher. Nach Einschätzung Großbritanniens seien die Chemiewaffen „sehr wahrscheinlich“ von den Regierungstruppen eingesetzt worden. Dagegen gebe es bisher „keinen Beweis“ für einen Einsatz durch die Rebellen. „Der Raum für Zweifel“ zum Einsatz von Giftgas im Syrien-Konflikt habe sich weiter verkleinert, sagte der Regierungssprecher. Dies sei „äußerst beunruhigend“. dpa/AFP

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