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Politik: Hohe Hürden zum eigenen Haus

Eine Studie belegt: In Deutschland ist es besonders schwer, Eigentümer zu werden – schuld ist der Staat

Von Antje Sirleschtov

Für die Altersvorsorge ist kaum eine Investition in Deutschland so attraktiv wie das Wohneigentum. Wer in frühen Jahren eine Wohnung oder ein Häuschen erworben hat, darf in den meisten Fällen im Alter auf mietfreies Wohnen hoffen und hat damit oft schon den größten Teil seiner privaten Altersvorsorgeaufgaben erledigt.

Leider ist es allerdings nirgendwo sonst in Westeuropa so schwer wie in Deutschland, als junge Familie Wohnungseigentümer zu werden. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Institut für Altersvorsorge in einer aktuellen Untersuchung. Und deren Autor, der Empirica-Forscher Ulrich Pfeiffer, sagt: „Daran ist der Staat schuld.“ Denn über Jahrzehnte hinweg hätten Bund und Bundesländer durch Förderprogramme – wie etwa die Eigenheimzulage – die Baupreise künstlich nach oben getrieben, und die Kommunen hätten durch die Verknappung der Bauflächen die Grundstückspreise hoch gehalten. Das Ergebnis dieser Politik: Obwohl jede bisher regierende Koalition für sich reklamiert hat, die Wohneigentumsbildung zu unterstützen, ist es gerade für junge Menschen immer schwerer geworden, Eigentümer zu werden. Nutznießer der Politik, meint Pfeiffer, seien ausschließlich die Älteren, weil sie vor zwanzig bis dreißig Jahren Eigentum gebildet haben, als ein Häuschen noch im Schnitt vier bis sechs Jahresbruttoeinkommen kostete. Und heute, da man leicht acht Jahresbruttoeinkommen bezahlen muss, haben sie nur noch ein Interesse: hohe Immobilien- und damit Wiederverkaufspreise zu erzielen.

Europa-, ja selbst weltweit liegt Deutschland deshalb heutzutage mit einer Eigentumsquote von 43 Prozent am untersten Rand. Wer in Großbritannien 24 Jahre alt ist, kann sicher davon ausgehen, dass bereits die Hälfte seiner Alterskameraden im Eigentum wohnt. Ähnlich ist es in Amerika. In Deutschland muss man dafür 45 Jahre alt werden. Und man braucht acht Jahresbruttoeinkommen zur Finanzierung des Eigentums, wohingegen die Briten diesen Standard (trotz enorm angestiegener Immobilienpreise) fast für die Hälfte des Einkommens erreichen. Fazit des Forschers Pfeiffer: „Das Ziel der Politik, Wohneigentum für breiteste Bevölkerungsschichten erschwinglich zu machen, wird immer weniger erreicht.“

Das Altersvorsorge-Institut fordert daher dringend ein Umdenken aller Verantwortlichen, der Steuerpolitiker beim Bund und auch der Lokalpolitiker vor Ort. So müsse die Eingliederung der Wohnimmobilie in das Riester-Sparsystem, die die große Koalition für den Herbst als Ersatz für die Ende 2005 weggefallene Eigenheimzulage plant, unbürokratisch und vor allem attraktiv für Familien mit Kindern gestaltet werden. Komplizierte Rückzahlungsverpflichtungen, wie es sie heute schon im Riester-System gibt, sollten zum Beispiel völlig wegfallen.

Am wichtigsten aber sei die Ausweisung preiswerter Bauflächen durch die Kommunen. Wobei damit gar nicht zwangsläufig der Zersiedlung Vorschub geleistet werden muss. Die Briten zeigen, wie man Sekundärflächen clever nutzen kann, indem man uninteressante kommunale Mietwohnungen abreißt und das Land privaten Bauherren verkauft.

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