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Politik: Home, sweet home

Ob der britische Premier, so ein Zuschauer in der politischen Fragesendung der BBC, nach seinen Vermittlungsgesprächen in der Kaschmirkrise nicht gleich zur Rettung des Peso nach Argentinien weiterfliegen und unterwegs die Buschfeuer in Sydney bekämpfen solle? Nun ist Tony Blair wieder dort, wo er nach Meinung seiner Kritiker hingehört.

Ob der britische Premier, so ein Zuschauer in der politischen Fragesendung der BBC, nach seinen Vermittlungsgesprächen in der Kaschmirkrise nicht gleich zur Rettung des Peso nach Argentinien weiterfliegen und unterwegs die Buschfeuer in Sydney bekämpfen solle? Nun ist Tony Blair wieder dort, wo er nach Meinung seiner Kritiker hingehört. Zu Hause. Zwar droht hier nicht der Atomkrieg und es gibt keine Buschfeuer zu bekämpfen. Dafür unterstreicht der Eisenbahnstreik, wie weit Blair und seine Labour-Regierung von ihrem Wahlversprechen entfernt sind, Großbritanniens öffentliche Dienstleistungen "zu den besten der Welt" zu machen.

So spottete der konservative Politiker Bernard Jenkin: "Andere Länder werden sich nicht von einem britischen Premier, der nicht einmal die grundlegendsten öffentlichen Dienste organisieren kann, über die so genannte neue Weltordnung belehren lassen." Auch Labourpolitiker halten es für an der Zeit, dass Blair, monatelang abgelenkt vom Kampf gegen den Terrorismus, sich neu orientiert. Der Labour-Abgeordnete Donald Anderson, Leiter des außenpolitischen Ausschusses im Unterhaus, sagte: "Er wäre gut beraten, wenn er mehr von seiner Energie den Problemen im eigenen Land widmet."

Steigende Verbrechensraten, eine schwierige Polizeireform, die akute Misere im Eisenbahnverkehr, die unklare Zukunft der Schienengesellschaft Railtrack, ein ausgezehrter Gesundheitsdienst, dessen Reform Milliarden verschlingt - das sind nur die am schwersten wiegenden Probleme, die anstehen. Auf allen Gebieten - Gesundheit, Verkehr, Bildung - muss Großbritannien das Erbe von jahrzehntelanger Unterfinanzierung verwalten. In der Steuerpolitik steht Labour vor schwierigen langfristigen Entscheidungen, ganz zu schweigen von der großen strategischen Frage des Euro-Referendums.

"Außenpolitik und Innenpolitik", rechtfertigte Blair seinen Asien-Trip, "sind heute Teil ein- und derselben Sache." Der Kampf gegen den internationalen Terrorismus sei "entscheidend für unsere Wirtschaft, unsere Jobs, unsere Stabilität und unsere Sicherheit". Doch die Wähler nehmen diese globale Interessensymmetrie aus ihrer Perspektive wahr. So riet der "Evening Standard" seinen Lesern: "Macht Blair verantwortlich. Unter ihm erlebt Großbritannien den schlimmsten Niedergang seines Verkehrssystems."

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