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Massive Gegenwehr. Die Gefechte zwischen Taliban und pakistanischer Armee dauerten nach dem Überfall noch lange an.

© AFP

Politik: Hunderte Taliban greifen Grenzposten an

Mindestens 80 Tote bei Überfall auf pakistanischen Kontrollpunkt – Reaktion auf Druck Islamabads?

Peshawar - Bei einem Angriff hunderter Taliban-Kämpfer auf einen Posten der pakistanischen Sicherheitskräfte an der Grenze zu Afghanistan sind nach Polizeiangaben mehr als 80 Menschen getötet worden. Die Polizei im Distrikt Upper Dir teilte am Donnerstag mit, 27 Angehörige der Polizei und einer paramilitärischen Grenzschutz-Einheit sowie acht Zivilisten seien gestorben. Bei den mehr als 24-stündigen Gefechten seien außerdem 46 Aufständische getötet worden.

Ein Polizeisprecher sagte, die Aufständischen seien mit Sturmgewehren, Panzerfäusten und Mörsern bewaffnet gewesen. Die Angreifer hätten Armeeuniformen getragen. Sie hätten zwei Schulen und mehrere Häuser in Brand gesteckt und eine Brücke gesprengt. „Zwischen 200 und 300 Terroristen“ hätten sich an den Gefechten beteiligt.

Khan sagte weiter, vier Mitglieder einer Familie, darunter Frauen und Kinder, seien getötet worden, als eine Mörsergranate der Taliban ihr Haus traf. Ein Geistlicher einer örtlichen Moschee sei bei den Gefechten ebenfalls ums Leben gekommen. Die Taliban hätten zudem einen afghanischen Lastwagenfahrer getötet und dessen Fahrzeug übernommen, um Leichen ihrer Mitkämpfer abzutransportieren.

„Als die Armeehubschrauber ihre Stellungen in den umliegenden Hügeln bombardierten, flohen sie (die Taliban) in Richtung Afghanistan“, sagte der Polizeisprecher. Ein Geheimdienstmitarbeiter, der ungenannt bleiben wollte, sagte, die Extremisten seien aus der benachbarten afghanischen Provinz Kunar über die Grenze gekommen. Sie hätten vorübergehend drei Dörfer eingenommen. Hunderte pakistanische Taliban-Kämpfer waren 2009 bei einer Armeeoffensive in Malakand nach Afghanistan geflohen.

Die pakistanischen Taliban bekannten sich zu dem Angriff. Ein Sprecher der Taliban in der Region Malakand namens Omar Hassan Alharabi sagte, mehr als 50 Angehörige der Sicherheitskräfte seien getötet und 15 weitere gefangen genommen worden.

Polizeisprecher Nazir Khan zufolge haben die Taliban einen afghanischen Lastwagenfahrer getötet und dessen Fahrzeug übernommen, um Leichen ihrer Mitkämpfer abzutransportieren. „Als die Armeehubschrauber ihre Stellungen in den umliegenden Hügeln bombardierten, flohen sie (die Taliban) Richtung Afghanistan“, sagte der Polizeisprecher.

Der Nordwesten Pakistans gilt als Rückzugsgebiet des Terrornetzwerks Al Qaida sowie der islamistischen Taliban, die seit fast zehn Jahren gewaltsam gegen die afghanische Regierung und die internationalen Truppen in Afghanistan kämpfen. Am Sonntag waren in Pakistan bei einem Selbstmordattentat auf einem Markt acht Menschen getötet worden.

Die pakistanische Armee ist ein Verbündeter der USA im Anti-Terror-Kampf. Zuletzt wurde jedoch das Vertrauen Washingtons in die Regierung in Islamabad schwer erschüttert, als sich herausstellte, dass sich Al-Qaida-Chef Osama bin Laden offenbar jahrelang unbehelligt in der pakistanischen Stadt Abbottabad aufhalten konnte. Seit der Tötung bin Ladens durch ein US-Spezialkommando in Abbottabad haben die USA ihren Druck auf Islamabad erhöht, gegen Extremisten vorzugehen. Möglicherweise handelt es sich bei dem Überfall um eine Reaktion auf den zunehmenden Verfolgungsdruck. AFP/dpa

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