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Update

Hungersnot in Ostafrika: Luftbrücke nach Somalia ist gestartet

Die Luftbrücke für Millionen hungernde Menschen in Somalia ist gestartet. Die erste Maschine konnte wegen Zollproblemen nicht starten.

Von Lutz Haverkamp

Die vom Hungertod bedrohten Menschen am Horn von Afrika warten dringend darauf, dass die Hilfsaktionen anlaufen. Im sogenannten Todesdreieck, das sich von Kenia über Somalia und Äthiopien erstreckt, leiden insgesamt knapp zwölf Millionen Menschen unter der Hungerkatastrophe. Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef sind mehr als 500 000 Kinder so ausgezehrt, dass nur sofortige Behandlung ihr Leben retten könnte.

Am Mittwochnachmittag startete nach langen bürokratischen Streitereien mit den Zollbehörden das erste Flugzeug des Welternährungsprogramms (WFP) in der kenianischen Hauptstadt Nairobi mit Kurs auf Mogadischu. Auf diesem Weg sollen Lebensmittel für die von der Dürre betroffene Bevölkerung ins Land gebracht werden. Viele Gebiete in dem vom Bürgerkrieg zerrütteten Staat sind auf dem Landweg unzugänglich. Die Maschine hat zehn Tonnen Nahrungsmittel speziell für unterernährte Kinder an Bord. Die Hilfsgüter reichten aus, mehrere tausend Kinder einen Monat lang zu ernähren, hieß es. Weitere Flugzeuge mit Hilfsgütern sollen folgen.

Die EU-Kommission stockte ihre Hilfe auf. Der für dieses Jahr bereits zugesagte Betrag von 70 Millionen Euro werde um 27,8 Millionen Euro erhöht, da sich die Lage dramatisch verschlechtert habe, teilte die EU-Kommissarin Kristalina Georgiewa mit. Darüber hinaus wolle sie weitere 60 Millionen Euro mobilisieren. Damit erhöhe sich das Gesamtvolumen der EU-Hilfsleistungen auf fast 158 Millionen Euro. Gemeinsam mit den einzelnen EU-Regierungen beläuft sich die Hilfe aus Europa auf 340 Millionen Euro. Die Bundesregierung stellt davon 30 Millionen Euro zur Verfügung

Nach Angaben der Welthungerhilfe fehlen noch rund eine Milliarde Dollar, um die Krise bekämpfen zu können. Der Programmvorstand der Welthungerhilfe, Mathias Mogge, appellierte an die Staatengemeinschaft, schnell und effektiv zu helfen. „Für zwölf Millionen Menschen geht es ums nackte Überleben“, sagte Mogge.

„Die Krise am Horn von Afrika hat ein bislang ungekanntes Ausmaß angenommen und erfordert daher Hilfe in einem noch nie erreichten Umfang“, erklärte Georgiewa nach einem Besuch in Kenia und Somalia. „Die Lage verschärft sich weiter“, sagte die EU-Kommissarin. Allein im kenianischen Dadaab lebten mehr als 400 000 Menschen in Flüchtlingslagern, die für 90 000 Personen ausgelegt seien. Nach Angaben der EU-Kommissarin fliehen täglich mehr als 3000 Somalier nach Äthiopien und Kenia, um dort Nahrung und Schutz zu suchen.

Bürokratische und politische Hindernisse haben am Mittwoch den Start der Luftbrücke verzögert. Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) forderte freien Zugang für UN-Helfer in die Dürregebiete des Bürgerkriegslandes. „Jetzt geht es nicht um Politik, sondern um die Rettung von Menschenleben“, sagte er in Berlin. Das Welternährungsprogramm müsse die Bedürftigen erreichen können. Der Süden Somalias steht unter Kontrolle der islamistischen Shabbab-Miliz, die dem WFP den Zugang verwehrt.

Die EU-Kommission forderte ein Umdenken in der Entwicklungshilfe. „Im Moment fließt weniger als ein Prozent aller Hilfsgelder in die Vorbeugung von Katastrophen“, sagte Georgiewa. „Ich sage kategorisch: Wir tun nicht genug.“ Als Beispiele für sinnvolle Initiativen in Afrika nannte sie Projekte zur Speicherung von Wasser und zur besseren Bewirtschaftung von Agrar- und Weideflächen sowie Frühwarnsysteme für Unterernährung. „Wenn wir fünf Euro in die Vorbeugung für Dürrezeiten investieren, dann rettet das Leben. Wenn wir das Geld jetzt ausgeben, dann sind die Ausgaben pro Person 200 Euro höher“, sagte Georgiewa. (mit rtr/AFP/dpa/epd/KNA)

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