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Andreas Schockenhoff ist im Alter von 57 Jahren gestorben.

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Update

Im Alter von 57 Jahren: CDU-Politiker Andreas Schockenhoff gestorben

Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Russland-Experte Andreas Schockenhoff ist im Alter von 57 Jahren eines natürlichen Todes gestorben. Der Politiker war seit 1990 Mitglied im Bundestag.

Von Antje Sirleschtov

Den Winter mochte er besonders gern. So kann man es lesen auf seiner Homepage. Ski fahren, im Schnee wandern in der Umgebung von Ravensburg am Bodensee, abschalten vom Stress eines Politikers. Ravensburg war seine Heimat, hier haben ihn die Leute seit 14 Jahren als ihren Abgeordneten immer wieder in den Bundestag gewählt. In der Nacht zum Sonntag ist Andreas Schockenhoff in Ravensburg gestorben. Eines „natürlichen Todes“, wie es heißt, wenn die Behörden Fremdverschulden oder Suizid ausschließen. Schockenhoff wurde 57 Jahre alt, er hinterlässt drei Kinder.

Einsatz für Klein und Groß

Andreas Schockenhoff war ein Politiker, der das Kleine genauso wichtig nahm wie das Große. In seinem Wahlkreis hat er sich für Kinderfeste eingesetzt und die Sorgen der Bürger angehört. In Berlin, im Bundestag, prägte er über viele Jahre hinweg außen- und sicherheitspolitische Debatten mit. „Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion verliert mit ihm einen ihrer profiliertesten Politiker“, sagte Fraktionsvorsitzender Volker Kauder am Sonntag. „Ganz viele von uns (verlieren) auch einen guten Freund und engen Weggefährten.“

Mit Kauder war Schockenhoff, er war stellvertretender Fraktionsvorsitzender, noch vor kurzem in Japan. Letzte Woche sah man ihn im Kreis der baden-württembergischen Delegierten beim Bundesparteitag der CDU in Köln. „Ganz unerwartet“, meinen Weggefährten, sei Schockenhoff gestorben.

Kritische Haltung gegenüber Russland

In Erinnerung bleiben wird Andreas Schockenhoff als ein sachkundiger Politiker, der weit über die Grenzen seiner Partei und Fraktion für seine Erfahrung und seine meist zurückgenommene Analyse geschätzt wurde. Schockenhoff hat sich als Vorsitzender der deutsch-französischen Parlamentariergruppe viele Jahre lang für die Pflege des nachbarschaftlichen Verhältnisses eingesetzt. Bekannt war er indes vor allem als „Russland-Experte“, durch seine acht Jahre als Koordinator der Bundesregierung für deutsch- russische Zusammenarbeit. In dieser Funktion hatte der Parlamentarier schon früh auf Missstände in Moskau hingewiesen und sich mit seiner offen kritischen Haltung zur russischen Staatsführung im Kreis deutscher Diplomaten auch manches Unverständnis eingehandelt. In der Ukraine- Krise hatte Schockenhoff bis zuletzt eine härtere Gangart und schärfere Sanktionen gefordert.

Offener Umgang mit seiner Alkoholabhängigkeit

Schockenhoffs uneitle Art und sein ruhiges, aber immer überzeugtes Auftreten mögen dazu beigetragen haben, dass er eine seiner schwersten persönlichen Krisen in der Medienöffentlichkeit überstehen konnte, ohne dass er politisch Schaden nahm. Die Rede ist von seinem offenen Eingeständnis, alkoholkrank zu sein. Mehrfach hatte Schockenhoff zuvor unter Alkoholeinfluss Verkehrsunfälle verursacht, bis er schließlich 2011 offen bekannte, dass er alkoholkrank ist und sich in therapeutische Behandlung begebe.

Viele glaubten danach, dass dies das Ende der politischen Karriere Schockenhoffs sein würde; schließlich wird Alkoholabhängigkeit nicht selten mit einer grundsätzlichen Charakterschwäche gleichgesetzt, was bei den Betroffenen im politischen Raum zu einer Tabuisierung führt. Schockenhoff brach dieses Schweigen, sprach darüber auch im Fernsehen – und erntete Respekt dafür.

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