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Politik: In alter Feindschaft

Von Klaus Bachmann, Den Haag Leicht war dieses Kreuzverhör nicht für den früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic. William Walker, der am Dienstagnachmittag und Mittwoch vor dem Jugoslawien-Tribunal in den Haag als Zeuge der Anklage auftrat, ist ein alter Hase im diplomatischen Geschäft.

Von Klaus Bachmann, Den Haag

Leicht war dieses Kreuzverhör nicht für den früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic. William Walker, der am Dienstagnachmittag und Mittwoch vor dem Jugoslawien-Tribunal in den Haag als Zeuge der Anklage auftrat, ist ein alter Hase im diplomatischen Geschäft. In den achtziger Jahren vertrat er die Interessen Washingtons als Botschafter in mehreren Staaten Lateirikas, 1999 wurde er Chef der Monitoring-Mission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), die den Waffenstillstand zwischen der albanischen Aufständigenarmee UCK und der serbischen Armee überwachen sollte.

Wegen seiner kompromisslosen Haltung gegenüber Serbien geriet er oft in den Verdacht, der damaligen US-Außenministerium Madeleine Albright die Stichworte und Rechtfertigungen für die Luftangriffe der Nato auf Serbien geliefert zu haben.

Ungerührt ließ er Milosevics Anspielungen über sich ergehen, er habe in Lateinamerika unter dem Deckmantel humanitärer Aktionen Waffen an rechtsgerichtete Rebellen geliefert oder anschließend im Kosovo insgeheim Informationen für die CIA gesammelt und damit die Nato-Luftangriffe auf Serbien vorbereitet. „Ich war nie bei der CIA, ich habe einige Male mit CIA-Mitgliedern zusammengearbeitet“, erwiderte er ruhig, „aber nicht im Kosovo“.

Walker wies auch alle Andeutungen Milosevics von sich, er habe serbische Übergriffe in Racak übertrieben. Walker war in der kosovo-albanischen Ortschaft im Januar 1999 eingetroffen, nachdem sich dort Polizei- und Militäreinheiten heftige Gefechte mit Mitgliedern der UCK geliefert hatten. Er entdeckte dort zwanzig Leichen von unbewaffneten, aus unmittelbarer Nähe erschossenen Männern und Jugendlichen, sowie die Leichen von drei Frauen und eines Kindes. Nach seiner Rückkehr nach Pristina gab er eine scharf formulierte Presseerklärung heraus, in der von einer Verletzung des Waffenstillstands durch die jugoslawische Armee, einem „Massaker“ und „unglaublicher Grausamkeit“ die Rede war.

Walker wurde daraufhin von Belgrad zur „persona non grata“ erklärt, musste aber das Land nicht verlassen. Auf die Frage des Anklägers Geoffrey Nice schloss Walker aus, die Toten, die er in Racak gesehen habe, hätten UCK-Kämpfer sein können, die in zivile Kleidung gesteckt worden seien, um ein Massaker vorzutäuschen. Milosevic zeigte Fotos der Anklage, die beweisen sollten, dass die Szenerie, die Walker in Racak gesehen hatte, manipuliert und die Leichen verlegt worden seien. Racak ist einer der wichtigsten Anklagepunkte gegen Milosevic, weil es sich dabei um ein mutmaßliches Kriegsverbrechen handelt, das vor den Nato-Luftangriffen stattfand und durch diese nicht gerechtfertigt oder erklärt werden kann.

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