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Politik: In Nordkorea muss das Volk hungern

Peking - Mehr als vier Millionen bedürftige Nordkoreaner müssen künftig ohne die täglichen Lebensmittelrationen der Vereinten Nationen auskommen. Ein am Mittwoch in Pjöngjang unterzeichnetes Abkommen erlaubt dem Welternährungsprogramm (WFP) zwar grundsätzlich die Wiederaufnahme der Anfang des Jahres gestoppten Hilfslieferungen.

Peking - Mehr als vier Millionen bedürftige Nordkoreaner müssen künftig ohne die täglichen Lebensmittelrationen der Vereinten Nationen auskommen. Ein am Mittwoch in Pjöngjang unterzeichnetes Abkommen erlaubt dem Welternährungsprogramm (WFP) zwar grundsätzlich die Wiederaufnahme der Anfang des Jahres gestoppten Hilfslieferungen. Statt bisher 6,3 Millionen Menschen darf WFP in Zukunft jedoch nur noch 1,9 Millionen Bedürftige versorgen.

Trotz nach wie vor schlechter Versorgungslage hatte Pjöngjangs Regierung im August vorigen Jahres überraschend die Zusammenarbeit mit ausländischen Nahrungsmittel-Hilfsorganisationen zum Ende 2005 aufgekündigt. WFP, das im vergangenen Jahrzehnt rund ein Drittel der nordkoreanischen Bevölkerung mit Nahrungsmittelhilfen am Leben erhalten hatte, verhandelte seitdem mit dem Regime über eine Fortführung der Hilfe.

Dem neuen Abkommen nach wird WFP künftig nur noch 75 000 Tonnen Getreide statt wie bisher 512 000 Tonnen verteilen dürfen. Die Zahl der von Pjöngjang erlaubten ausländischen Fachkräfte im Land wurde von 48 auf zehn reduziert. WFP wird seine Hilfe nun noch stärker auf junge Mütter und Kleinkinder konzentrieren, bei denen die Gefahr der Mangel- und Unterernährung am Größten ist. Verlierer sind vor allem alte Menschen und arme Familien, die kein Geld haben, um auf den privaten Märkten einzukaufen. Eine durchschnittliche Rente betrage im Monat 900 Won – weniger als ein Dollar.

Pjöngjang begründet sein Vorgehen damit, das Land benötige die Lebensmittelhilfe nicht mehr. Die Entscheidung hat jedoch politische Gründe. Nordkorea ist eines der abgeschottetsten Länder der Erde. Das Regime um den „Geliebten Führer“ Kim Jong Il versucht möglichst wenig Ausländer ins Land zu lassen. Um den Kontakt zur Bevölkerung zu verhindern, dürfen Hilfsorganisationen keine Koreanisch sprechenden Mitarbeiter entsenden. Offenbar rechnet Pjöngjang damit, dass es in Zukunft woanders genügend Lebensmittelhilfe bekommt. Vor kurzem bat das Regime Südkorea um die Lieferung von 500 000 Tonnen Getreide. Seoul verlangt keine Überwachung der Verteilung von Hilfsgütern.

Harald Maass

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