zum Hauptinhalt

Integrationsdebatte: "Gutes Zeichen an die Muslime"

Die Debatte über die Integration der Muslime in Deutschland erhält durch den Besuch des Papstes in Bayern neuen Schwung. Der Papst will sich dem Islam stärker öffnen, Innenminister Schäuble möchte den Glauben ins Staatsleben integrieren.

München/Berlin - Benedikt XVI. äußerte am Samstag bei einem Gespräch mit Bundespräsident Horst Köhler den Wunsch nach verstärkten Anstrengungen in dieser Frage. Köhler berichtete, dies habe ihm Benedikt XVI. eindeutig "mitgegeben". Auf diese Weise solle auch ein "gutes Zeichen" an die muslimische Welt außerhalb Deutschlands gegeben werden, "dass wir mit ihnen gut zusammenleben wollen, dass sie willkommen sind".

Auch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) plädierte am Wochenende für eine Aufwertung des Islam in Deutschland. Er betonte: "Die Österreicher haben schon 1912 den Islam als staatliche Religion anerkannt. Genauso müssen auch wir Imame ausbilden, die den Islam in deutscher Sprache nach staatlich vorgegebenem Curriculum lehren."

Schäuble: "Werteordnung" akzeptieren

Schäuble mahnte zugleich, die Muslime müssten die "Werteordnung" Deutschlands akzeptieren. Dazu zähle die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Die für Ende September geplante Islamkonferenz solle dazu beitragen, "dass auch für den nichtmuslimischen Teil unserer Bevölkerung klar wird: Muslime sind Teil unseres Lebens, gehören zu unserem Volk, gehören zu unserem Land, sie sind erwünscht, sie sind akzeptiert, aber sie halten sich auch an die Regeln".

Der Vorsitzende des Islamrates für die Bundesrepublik, Ali Kizilkaya, erhofft sich von dem Papst-Besuch einen Impuls für einen verstärkten Dialog zwischen den Religionen in Deutschland. Er kritisierte, in Deutschland herrsche seit den Anschlägen in den USA vor fünf Jahren ein permanentes Misstrauen gegenüber Muslimen. Kizilkaya mahnte: "Es darf nicht sein, dass Muslime unter Generalverdacht gestellt werden." Der fünfte Jahrestag der Terror-Attacken müsse Anlass für die Politik sein, ihr bisheriges Vorgehen zu überdenken und mehr das Gespräch zu suchen. Der Vorsitzende des Islamrats fügte hinzu: "Es ist die Zeit gekommen, aufeinander zuzugehen. Dem Terror kann man dadurch trotzen, dass man ein harmonisches Zusammenleben findet." Die Muslime in Deutschland seien dazu bereit. (tso/ddp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false