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Indien hat zum Welttoilettentag am 19. November große Pläne - bis 2019 soll jeder Inder eine Toilette haben. Diese Frau in Badun im Gebiet Uttar Pradesh hat schon eine.

© dpa

Internationaler Männertag: Alle aufm Klo – Klos für alle

In Indien gibt es mehr Handys als Toiletten und in Kenia sterben mehr Menschen an Durchfall als an anderen Krankheiten. Der Welttoilettentag hat also einen sehr ernsthaften Hintergrund - auch wenn manche damit viel Mist machen. Eine Glosse.

Eine Glosse von Helmut Schümann

Heute sind gleich zwei Welttage zu begehen. Der eine ist der Internationale Männertag, der andere der Welttoilettentag. Wer nun mutmaßt, dass der eine mit dem anderen eng zusammengehört, weil die einen in das andere gehören, kann nur dem frühen und überwundenen Feminismus der Alice Schwarzer entsprungen sein und verkennt im Übrigen den Ernst der Lage. Solche Welttage sollen sensibilisieren zum Beispiel für unterdrückte Minderheiten. In dem Fall also für uns Männer, ein Problem, das jahrtausendelang zu Recht unterschätzt wurde. Damit muss jetzt mal Schluss sein.

Oder weisen diese Tage auf unterdrückte Probleme hin? Es liegt auf der Hand, oder besser dort nicht, dass damit die Toiletten der Welt gemeint sind. Davon gibt es nämlich zu wenig. Etwa 2,5 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zur Sanitärversorgung. In Indien zum Beispiel gibt es mehr Handys als Toiletten. Und in Kenia sterben mehr Menschen an Durchfall als an anderen Krankheiten. Es gehört wohl zu den Ungereimtheiten dieser Welt, dass wir in Deutschland uns mindestens einmal am Tag in unser Trinkwasser entleeren. Schöne Sch... müsste man ausrufen, aber die gehört nicht nur nicht auf die Hand, sondern auch nicht aufs gedruckte Papier der Zeitung des Jahres.

Die Initiative Viva con Agua startet heute eine, nun ja, spektakuläre und anrüchige Aktion. Mitten auf der Reeperbahn wird ein Camp errichtet mit transparenten Toiletten. In denen hocken sich fünf Männer (Internationaler Männertag!) 36 Stunden aufs Klo.

Mal abgesehen, dass das ziemlich unbequem ist und mit eingeschlafenen Gesäßen einhergehen wird, wollen die – im wahrsten Sinne des Wortes – Aktivisten demonstrieren, dass es ziemlicher Mist ist, beim Mistmachen beobachtet zu werden. Sie haben das etwas anders formuliert, aber siehe oben. Es gibt von der Aktion auch eine 24-stündige Liveübertragung im Internet. Muss ja jeder selber wissen, wobei er zuschaut.

Inhaltlich kann man sich der Forderung nach Intimität und Sauberkeit beim Toilettengang natürlich nur anschließen, nicht nur Gregor Gysi, der Fraktionschef der Linken und prominentester Toilettenflüchtling der Republik, wird das unterschreiben. Die Initiative geht aber noch weiter. Sie ruft unter dem Motto „Alle aufm Klos – Klos für alle“ dazu auf, Selfies beim Geschäft zu erstellen, die dann in den sozialen Netzwerken gepostet werden sollen. Man könne auch angezogen auf dem Klo hocken, aber das stelle ich mir, Männertag hin, Männertag her, als ziemliche Sauerei vor. Ich denke, ich werde aufs Selfie verzichten.

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