zum Hauptinhalt
Der afghanische Präsident Hamid Karsai ist offiziell Vorsitzender der Tagung. Dabei soll er selbst das Treffen eher als "Bedrohung" ansehen...

© dpa

Internationales Treffen: Karsai sieht seine Macht durch Afghanistan-Konferenz bedroht

Nach Ansicht von Bundeskanzlerin Merkel ist eine dauerhafte Lösung des Konflikts in Afghanistan nicht allein mit militärischen Mitteln zu erreichen. Schon vor Beginn der Konferenz in Bonn gibt es Spannungen auf vielen Feldern.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai wollte sich bereits am Freitagabend in der ehemaligen Bundeshauptstadt mit Außenminister Guido Westerwelle (FDP) treffen. Nach Medienberichten könnten allerdings erhebliche Spannungen und düstere Prognosen die Konferenz am Montag überschatten.
Karsai ist offiziell Vorsitzender der Tagung, bei der die Weichen für die Zukunft Afghanistans nach dem Ende des internationalen Kampfeinsatzes 2014 gestellt werden sollen. Delegationen aus 85 Ländern und von 16 internationalen Organisationen werden in Bonn beraten. Dabei geht es um die Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die Afghanen, die Bemühungen um Friedensgespräche mit den radikal-islamischen Taliban, die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und die Stabilisierung der gesamten Region.
Nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel ist eine dauerhafte Lösung des Konflikts in Afghanistan nicht allein mit militärischen Mitteln zu erreichen. „Afghanistan braucht im Inneren einen Prozess der politischen Versöhnung und es muss nach außen in eine gute Partnerschaft mit seinen Nachbarländen eingebettet sein“, sagte Merkel. „Nicht jeder, der einmal für die Taliban gekämpft hat, steht für immer einer friedlichen Entwicklung im Wege.“

Außenminister Westerwelle mahnte eine langfristige internationale Unterstützung Afghanistans an. „Auch nach dem Abzug von Isaf müssen wir weiter gemeinsam daran arbeiten, die zusammen erreichten Fortschritte zu bewahren und auszubauen.“ Ziel der Konferenz in Bonn sei daher eine „klare und verlässliche Verpflichtung zu einem langfristigen Engagement über 2014 hinaus“, so Westerwelle. In Bonn begannen Polizei und Sicherheitskräfte mit Vorbereitungen für einen Großeinsatz und Absperrungen der Konferenzorte. Für diesen Samstag ist in Bonn eine große Demonstration gegen den Afghanistan-Krieg geplant. Insgesamt sollen in den nächsten Tagen rund 4000 Polizisten im Einsatz sein. Zusatzkräfte werden auch aus anderen Bundesländern und von der Bundespolizei erwartet. Besondere Sicherheitsvorkehrungen gelten auch für den nahe gelegen Petersberg, wo die afghanische Delegation im früheren Gästehaus der Bundesregierung untergebracht ist.

Unter Berufung auf Militär- und Geheimdienstdokumente berichteten erste Medien von massiven internen Spannungen vor der Konferenz. Demnach sieht Präsident Karsai das Treffen nicht als Chance, sondern als Bedrohung. „In seinen besonders misstrauischen Momenten glaubt Karsai, man wolle ihn in Bonn isolieren und von der Macht beseitigen“, so der Wortlaut aus einem US-Dokument des Combined Joint Intelligence Operations Center - Afghanistan, einer Art Militärgeheimdienst.

Überschattet wird die Konferenz außerdem von der Absage Pakistans wegen eines Nato-Angriffs auf zwei Militärposten. Dabei waren am vorigen Samstag nach pakistanischen Angaben 24 Soldaten getötet worden. Trotz internationaler Bemühungen um eine Teilnahme Pakistans an der Konferenz wollte die Regierung in Islamabad bei ihrem Boykott bleiben.
Pakistan hat eine Schlüsselrolle in der Region. Das Grenzgebiet zu Afghanistan gilt als Rückzugsraum der Taliban. Auch die Führung der Aufständischen wird in Pakistan vermutet. Eine Stabilisierung der Region ist ohne die Atommacht Pakistan kaum möglich. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false