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Irak: Al-Maliki lässt Mauerbau in Bagdad stoppen

Der irakische Ministerpräsident Al-Maliki will die USA von einem umstrittenen Vorhaben abbringen: Zur Eindämmung der Gewalt sollte ein sunnitisches Stadtviertel Bagdads durch einen Betonwall abgeschottet werden.

Kairo/Bagdad - Es gebe andere Möglichkeiten, das Stadtviertel zu schützen, sagte Al-Maliki nach arabischen und amerikanischen Medienangaben. Der irakische Ministerpräsident forderte, dass Alternativen für die Mauer gefunden werden müssten.

Ein Sprecher der US-Streitkräfte sagte nach Angaben der "New York Times", das Militär wolle mit der irakischen Regierung im Gespräch bleiben, um eine Lösung für den besten Schutz der Bevölkerung zu finden. Der Militärsprecher sagte jedoch nicht, ob der Mauerbau wirklich gestoppt würde.

Betonwall gegen "Spirale der Gewalt"

Das US-Militär hatte mit dem Bau einer umstrittenen Mauer aus vorgefertigten Betonteilen um ein sunnitisches Stadtviertel begonnen. Irakische Militärs erklärten, die knapp fünf Kilometer lange und 3,6 Meter hohe Mauer um den vorwiegend von Sunniten bewohnten Stadtteil Adhamija im Nordosten der Hauptstadt solle die Bewegungsfreiheit der Terroristen einschränken. Kassem Atta, ein führender irakischer Polizeivertreter, sagte, mit dem Bau des Betonwalls sei begonnen worden, da die Spirale der Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten in dem Gebiet völlig außer Kontrolle zu geraten drohe.

Dieser sowie weitere Schutzwälle seien Teil des im Februar vorgelegten Sicherheitsplans der irakischen Regierung für Bagdad. An jeder Schutzmauer werde es nur einen Eingang und einen separaten Ausgang geben. Die Irakische Konsensfront, die größte sunnitische Fraktion im Parlament, erklärte, die Mauer werde nur noch mehr Wut und Gewalt provozieren.

Mehrere Attentate am Wochenende

Die regierungsnahe Zeitung "Al-Sabah" berichtete, die irakischen Sicherheitskräfte würden nun technisch so ausgestattet, dass sie Sprengsätze und Autobomben künftig schneller finden und entschärfen könnten. Zwei Selbstmordattentäter rissen am Sonntag vor einer Polizeistation in Bagdad zehn Iraker mit in den Tod. Ein Polizeisprecher sagte, 58 weitere Menschen seien bei dem Doppelanschlag zum Teil schwer verletzt worden. Im von Schiiten dominierten Bagdader Viertel Sadr City wurden am Samstag zwei Iraker bei einem Anschlag getötet.

Im nordirakischen Kirkuk stürmten nach Angaben aus Sicherheitskreisen Bewaffnete das Haus einer kurdischen Familie und erschossen Vater, Mutter und die beiden Töchter im Alter von 18 und 8 Jahren. Bei einer Sprengstoffexplosion in der zentralirakischen Provinz Diwanja wurde in der Nacht zum Samstag ein 25 Jahre alter polnischer Soldat getötet, wie das Verteidigungsministerium in Warschau bekannt gab. Nach Angaben des US-Militärs starb ein amerikanischer Soldat bei einem Patrouillengang südwestlich von Bagdad durch einen Sprengsatz. Das britische Konsulat in Basra im Südirak wurde mit fünf Katjuscha-Raketen beschossen. Menschen seien nicht zu Schaden gekommen, hieß es aus Sicherheitskreisen.

Al-Maliki führte am Sonntag ein Gespräch mit dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak in Kairo. Ägypten ist am 3. Mai Gastgeber einer Irak-Konferenz auf Außenminister-Ebene, an der unter anderem US-Außenministerin Condoleezza Rice teilnehmen will. Unklar ist bislang die Teilnahme des Iran. (tso/dpa)

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