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Irak: Berichte über Flucht von Schiitenführer Sadr

US-Medien berichten, der radikale Schiitenführer habe aus Angst vor Bombenangriffen den Irak verlassen und Zuflucht in Iran gesucht. Der Fraktionschef der Sadr-Bewegung nennt die Berichte "lächerlich".

Bagdad - Sadr hält sich nach Angaben ihm nahestehender Kreise nach wie vor im Irak auf. "Er ist immer noch im Irak und arbeitet normal", sagte der Chef von Sadrs Parlamentsfraktion, Nasser al Rubaie. Rubaie bestritt damit US-Medienberichte, wonach sich Sadr vor zwei bis drei Wochen in den Iran abgesetzt habe. Der Fraktionschef der Sadr-Bewegung, die über 32 der 275 Sitze im Parlament verfügt und mehrere Minister stellt, nannte die Berichte "lächerlich". Bassam al Aathari, einer von Sadrs Mitarbeitern in der den Schiiten heiligen Stadt Nadschaf, erklärte, Sadr halte sich in Nadschaf auf. Falls Sadr vorhabe, sich ins Ausland zu begeben, werde dies angekündigt.

Der Fernsehsender ABC hatte zuvor unter Berufung auf ranghohe Vertreter der US-Armee berichtet, Sadr habe den Irak mit dem Auto verlassen und sei in Richtung Teheran gereist. Demnach fürchtete er angesichts der erhöhten Präsenz der US-Armee Angriffe auf sein Haus. Außerdem vermuteten die Militärvertreter eine Spaltung seiner Miliz, der etwa 60.000 Kämpfer angehören sollen.

Die Berichte über Sadrs Abreise fallen mit der massiven Truppenaufstockung der USA zusammen, mit der US-Präsident George W. Bush die Gewalt im Irak bekämpfen will. Von den mehr als 20.000 angekündigten zusätzlichen Soldaten trafen bereits einige tausend ein. Im Zuge des gemeinsamen Sicherheitsplans der USA und der irakischen Führung versuchte sich Sadr in jüngster Zeit mehr als politische Figur denn als Milizenführer zu präsentieren.

Sicherheitsplan für Bagdad

Erst Ende Januar hatte das irakische Parlament einen neuen Sicherheitsplan für die Hauptstadt Bagdad verabschiedet, mit dem die täglichen Anschläge, Entführungen und Ermordungen eingedämmt werden sollen. Auch die Sadr-Partei stimmte dem Plan für Bagdad zu, der die Stadt in neun verschiedene Sektoren unterteilt, in denen Iraker und US-Soldaten Aufständische und Waffen suchen. Die Sadr-Partei hat 32 der 275 Parlamentssitze inne und ist an der Regierung von Nuri al Maliki beteiligt. Hunderte Mitglieder der radikalen Miliz, denen unter anderem Autobombenanschläge zur Last gelegt wurden, waren nach US-Angaben binnen weniger Wochen im Dezember und Januar festgenommen worden.

Der etwa 30-jährige Moktada Sadr, der als dickköpfig und nervös gilt, begründet seinen Machtanspruch vor allem auf seinem berühmten Namen. Er ist der Spross einer angesehehen schiitischen Theologendynastie, deren Mitglieder ihre religiöse Tätigkeit unter der Herrschaft des sunnitischen, aber säkularen Präsidenten Saddam Hussein zum Teil mit dem Leben bezahlten. Sein Vater, Großayatollah Mohammad Sadek Sadr wurde 1999 angeblich auf Anordnung der damaligen irakischen Regierung ermordet.

Von den jungen Ayatollahs war Sadr lange Zeit nicht ernst genommen worden - unter anderem wegen seiner abgebrochenen theologischen Ausbildung. Seine Hasstiraden gegen die US-Besatzer fielen aber zunehmend auf fruchtbaren Boden, so dass seine Anhängerschaft zunächst in den Slums von Bagdad sowie den heiligen Schiiten-Städten Nadschaf, Kerbela und Kufa rasch anwuchs. (tso/AFP)

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