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Irak-Massaker: Anschuldigungen gegen US-Soldaten fallengelassen

Das Prozedere bliebt mysteriös: Das US-Militärgesicht hat die Anschuldigungen gegen einen US-Soldaten an einem Massaker im Irak an 24 Zivilisten fallengelassen. Der Beschuldigte sollte sich wegen Totschlags zweier Schwestern vor Gericht verantworten.

Ein US-Militärgericht hat die Anschuldigungen gegen einen US-Marineinfanteristen im Zusammenhang mit dem Massaker an 24 Zivilisten im irakischen Haditha kurz vor dem geplanten Prozessbeginn fallengelassen. Die Militärjustiz erklärte die überraschende Wende bei der strafrechtlichen Verfolgung eines der größten Verbrechen während des Irakkriegs damit, dass die "Wahrheitssuche" im Fall Haditha fortgesetzt werden müsse. Der Gefreite Stephen Tatum sollte sich wegen Totschlags zweier Schwestern im Alter von fünf und 14 Jahren vor Gericht verantworten.

Tatums Anwalt Jack Zimmermann erklärte, es habe keinerlei "Absprache in letzter Minute" zwischen der Staatsanwaltschaft und seinem Mandanten gegeben. Dem 27-jährigen Tatum hatten bis zu 19 Jahre Haft gedroht. Eine Anklage wegen Mordes war bereits fallengelassen worden.

Prozessauftakt verschoben

Im November 2005 hatten eine Gruppe von US-Soldaten in Haditha in einem mutmaßlichen Vergeltungsakt für den Tod eines Kameraden 24 Iraker getötet, unter ihnen zehn Frauen und Kinder. Das US-Magazin "Time" brachte das Massaker 2006 ans Licht. Prozessauftakt sollte ursprünglich bereits am Donnerstag sein, er wurde aber ohne Angaben von Gründen auf Freitag verschoben.

Ende 2006 war in dem Fall Anklage gegen acht US-Marineinfanteristen erhoben worden. Das Verfahren gegen vier von ihnen wurde bereits eingestellt. Folglich müssen sich nur noch drei Soldaten verantworten. Unter ihnen befindet sich auch der Unteroffizier Frank Wuterich, dem die Tötung von mindestens neun Irakern zur Last gelegt wird. Ein Leutnant und ein Oberst werden beschuldigt, nicht ausreichend zu dem Blutbad ermittelt beziehungsweise Informationen darüber nicht ordnungsgemäß weitergeleitet zu haben. Ein Zwei-Sterne-General und zwei weitere Offiziere der Marines erhielten im Zusammenhang mit dem Fall Haditha einen Tadel, müssen sich aber nicht vor Gericht verantworten.

Eine Gruppe von US-Soldaten war am 19. November 2005 in Haditha auf Patrouillengang, als ein Sprengsatz explodierte und einen Kameraden tötete. Die Beteiligten sollen danach an den Einwohnern des Ortes Rache genommen haben. Zeugenaussagen zufolge zog die Truppe von Haus zu Haus und schoss wahllos Männer, Frauen und Kinder nieder. (saw/AFP)

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