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Iran: Ahmadinedschad beruft Frauen ins Kabinett

Mindestens zwei, vielleicht sogar drei Frauen will Irans Präsident Ahmadinedschad in seine Regierung holen. Es wäre eine kleine Revolution nach der großen Revolution 1979. An seiner harten Haltung gegen den Westen ändert das nichts.

Im Iran sollen erstmals seit der islamischen Revolution von 1979 Frauen in Ministerämtern Regierungsverantwortung tragen. Das kündigte Präsident Mahmud Ahmadinedschad am Sonntag im staatlichen Fernsehen an. Zumindest das Gesundheitsministerium und das Sozialressort sollen mit Marzieh Vahid-Dastdscherdi und Fatima Ajorlu von Frauen geleitet werden. Noch ein drittes Ministerium könne an eine Frau gehen, sagte er, ohne das Ressort zu benennen. Irans letzte Ministerin war unter dem Schah-Regime im Amt und wurde nach der Revolution von 1979 exekutiert.

Die seit mehr als sechs Wochen im Iran inhaftierte Französin Clotilde Reiss ist am Sonntag gegen Zahlung einer Kaution entlassen worden. Sie sei bei „guter Gesundheit“ und befinde sich nun in der französischen Botschaft in Teheran, teilte der Elysée-Palast in Paris mit. Dort werde sie auf ihre Rückkehr nach Frankreich warten. Staatspräsident Nicolas Sarkozy habe bereits mit ihr telefoniert. Die 24-jährige Universitätslektorin musste sich vor Gericht verantworten, weil sie nach der umstrittenen Wiederwahl von Staatschef Mahmud Ahmadinedschad im Juni zu den Massenprotesten aufgestachelt und einen Bericht für das Ausland darüber verfasst haben soll.

Ahmadinedschad muss nach seiner umstrittenen Wiederwahl am 12. Juni und seiner Vereidigung am 5. August bis Mittwoch dem Parlament seine Kabinettsliste vorlegen. Zu Berichten, wonach der Chef-Atomunterhändler Said Dschalili neuer Außenminister und damit Nachfolger von Manuchehr Mottaki werden soll, nahm er nicht Stellung. Dschalili ist für seine kompromisslose Haltung im Atomkonflikt bekannt. Der Kleriker Hojatoleslam Moslehi soll Informationsminister und Chef des Geheimdienstes werden. Die Minister für Inlandshandel, Wirtschaft und Industrie sollen ihre Posten behalten. Der Bruder des Parlamentspräsidenten Ali Laridschani, Sadek Laridschani, soll neuer Chef des Justizsystems werden. Der Justizchef ernennt unter anderem einen Teil der Mitglieder des mächtigen Wächterrats.

Der iranische Präsident erneuerte seine Kritik an der EU und den USA für deren Haltung zum Iran nach der Präsidentschaftswahl. „Sie haben sich klar in die inneren Angelegenheiten des Irans eingemischt und waren naiv genug zu glauben, unser System ins Wanken bringen zu können“, sagte er am Sonntag in Teheran. Die politische Führung in Teheran sowie iranische Kleriker hatten wiederholt den Westen beschuldigt, die Proteste geschürt zu haben. dpa/AFP

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