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Atomkraftwerk Buschehr.

© dpa

Iran: Erstes Atomkraftwerk offiziell eröffnet

Für viele im Westen wirkt es wie eine Provokation. Erst kürzlich waren Sanktionen gegen Teheran verschärft worden, um den Iran im Atomstreit zum Einlenken zu bringen, nun wird das erste Atomkraftwerk des Landes mit Brennelementen bestückt.

Das erste iranische Atomkraftwerk ist am Samstag in der Hafenstadt Buschehr feierlich eröffnet worden. Für die Führung in Teheran ist der Start des Kraftwerks, dessen Bau vor mehr als 30 Jahren einst mit deutscher Hilfe begonnen hatte, ein wichtiges politisches Signal. An der feierlichen Eröffnung am Persischen Golf nahmen der iranische Atomchef Ali Akbar Salehi und der Leiter des russischen Atomkonzerns Rosatom, Sergej Kirijenko, teil. Der mit russischer Hilfe erbaute Leichtwasserreaktor soll im November ans Netz gehen und wird eine Maximalleistung von 1000 Megawatt erreichen.

„Heute ist ein besonderer Tag für Russland und den Iran. Auf den Fundamenten, die deutsche Ingenieure vor mehr als 30 Jahren zu legen begannen, haben Experten aus beiden Ländern ein einzigartiges Projekt geschaffen“, sagte Kirijenko. Er schloss einen möglichen Missbrauch der Brennstäbe zur Waffenproduktion aus. „Alle Experten wissen, dass dies (wegen der ständigen Kontrolle durch die Internationale Atomenergiebehörde IAEA) nicht möglich ist.“ Noch in diesem Jahr soll die Anlage ans Netz gehen, sagte Kirijenko nach Angaben der Agentur Interfax. „Das iranische Volk habe lange auf diesen Tag gewartet. Er hat große symbolische Bedeutung.“

Auch Ali Akbar Salehi sprach von einem „historischen“ Tag. „Der Iran dankt Russland für die Mithilfe am Bau dieser Anlage und auch dafür, dass der Iran diese moderne Technologie nun nutzen kann. Damit hat sich Russland unauslöchbar in die Geschichtsbücher des Iran eingetragen.“

Der Reaktor soll zunächst mit Brennstäben von Russlands Atomkonzern Rosatom bestückt werden, dies dauert laut Moskauer Medien sieben bis zehn Tage. Die Brennstäbe waren bereits am Ort, aber versiegelt. Sie wurden nun bei der Eröffnung von Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA freigegeben. Die Brennstäbe werden in einem „Brennstoffbecken“ in einer Halle gelagert, die unter IAEA-Aufsicht steht. Nach dem Gebrauch muss der Iran sie an Russland zurückgeben. Voraussichtlich im März 2011 soll das Kraftwerk seine volle Leistung von 1000 Megawatt erreicht.

Kritiker werfen dem Iran vor, das Spaltmaterial von Buschehr auch zu militärischen Zwecken nutzen zu wollen. In Moskau wies dies der Chef des Auswärtigen Ausschusses des Föderationsrates, Michail Margelow, am Samstag zurück. „Der Bau erfolgte unter Aufsicht der IAEA. Auch die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates plus Deutschland bestätigen, dass diese Anlage in keiner Beziehung zu den Militärprogrammen des Irans steht“, sagte Margelow. Am Vortag hatte bereits Außenminister Sergej Lawrow gesagt, die Überwachung durch die IAEA schließe „eine Manipulation mit den Brennstäben“ aus.

1974 hatten vor allem deutsche Ingenieure mit dem Bau der Anlage begonnen. Nach der Islamischen Revolution von 1979 verweigerte der Westen der neuen Führung in Teheran die Zusammenarbeit. Der Iran einigte sich schließlich 1995 mit Russland auf den Weiterbau des Blocks. Der Vertrag hat einen Umfang von einer Milliarde US-Dollar. (dpa)

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