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Iran: Präsidentschaftsbewerber Rezai erkennt Wahl an

Erste Risse in der iranischen Opposition? Der bei den umstrittenen Wahlen Drittplatzierte Rezai hat nach Angaben staatlicher Medien seine Kandidatur zurückgezogen.

Der konservative Bewerber Mohsen Rezai habe seinen Entschluss in einem Brief an den Wächterrat mit seinen Bedenken wegen der sensiblen Sicherheitslage begründet, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Irna am Mittwoch. Rezai sehe sich in der Verantwortung, sich selbst und andere dazu zu ermutigen, die gegenwärtige Situation unter Kontrolle zu bringen, zitierte die Agentur ihn. "Deshalb erkläre ich, dass ich meine eingereichte Beschwerde zurückziehe."

Rezai hatte nach offiziellen Angaben hinter Amtsinhaber Mahmud Ahmadineschad und dem früheren Ministerpräsidenten Mir Hussein Mussawi bei der Wahl am 12. Juni als Dritter abgeschnitten. Er hatte bislang jedoch erklärt, deutlich mehr Stimmen erhalten zu haben.

Mussawi dagegen gibt sich noch nicht geschlagen. Zusammen mit dem ebenfalls unterlegenen reformorientierten Geistlichen Mehdi Karubi hat er dem Staat erneut Wahlfälschung vorgeworfen und seine Anhänger zu Protesten aufgerufen. Auf seiner Webseite bezweifelt Mussawi, dass die Urnen zu Wahlbeginn tatsächlich leer waren. Er schreibt in seinem Einspruch an den Wächterrat von "ekelhaften Methoden", kritisiert vor allem die "ernorme Zunahme" der mobilen Wahlurnen auf 14.000. "Es gab keine Beobachter, die bei diesen Wahlstationen anwesend waren."

Der Wächterrat lehnte jedoch eine Annullierung der umstrittenen Wahl kategorisch ab. Es gebe keine Belege für größere Unregelmäßigkeiten, hieß es. Auch der oberste Führer Irans, Ajatollah Ali Chamenei, ergriff am Mittwoch erneut das Wort und rief zur Einhaltung der geltenden Gesetze auf. Diese sähen vor, dass der Wächterrat die Wahlergebnisse zu prüfen hat, kein anderes Gremium. "Die Herren sollten verstehen, dass das Gesetz nicht nur an guten Tagen, sondern an allen Tagen gilt", sagte Chamenei mit Blick auf die unterlegenen Präsidentschaftskandidaten.

Zahlreiche europäische Staaten kritisierten indes das Vorgehen der Führung in Teheran und bestellten Botschafter ein. US-Präsident Barack Obama zeigte sich empört und entsetzt. Die Vorwürfe, die USA hätten die Massenproteste gegen das offizielle Wahlergebnis angestiftet, seien absurd.

ZEIT ONLINE, dpa, Reuters

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